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Xavier Naidoo im Interview: „Ich bin ein Rassist, aber ohne Ansehen der Hautfarbe“


Die Verschwörungstheorien geistern ihm schon länger im Kopf herum: Lest hier ein Interview mit Xavier Naidoo, das bereits im Jahr 1999 geführt wurde und damals im Musikexpress erschienen ist.

Wann hast du eigentlich zum letzen Mal gelacht?

„Vorhin. Ich lache eigentlich die ganze Zeit. Auf dein Konto bringt dir Weinen natürlich mehr. Jeder arme, geknechtete Mensch hat mehr Chancen auf das Heil als ein Reicher. Und außerdem lachen wir doch meist auf Kosten anderer.“

Zum Beispiel auf Kosten deiner Freundin. Wenn du von „Liebe“ singst, meinst du fast immer die Liebe zu Gott. Wird deine Freundin nicht manchmal eifersüchtig auf den Herrn?

„Nun ja, es ist ja auch immer wieder mal ein Titel für sie dabei.“

Teilt sie die deinen Glauben?

„Da bin ich sehr rigoros. Ich würde sogar meine Mutter stehen lassen. Alle. Meine Freundin fragt sich sicher jedes Jahr, ob sie mit so einem Typen zusammen sein muß. Wenn ich von meiner Arbeit nach Hause komme, ziehe ich mich zurück. Andere Leute würden dann mit ihrer Freundin ins Bett gehen. Ich bleibe im Wohnzimmer sitzen und lese in der Bibel. Und in solchen Momenten darf man mich nicht stören. Da kann man mich nicht fragen, ob ich irgendeine Überweisung getätigt habe.“

Prangerst du es an, wenn ein Mensch einen anderen körperlich verletzt? Beispiel: Moses brach Stefan Raabs Nasenbein?

„Ich prügel mich auch rum. Aber ich hatte bislang keine Streiterei, nach der ich meinem Gegenüber nicht wieder hinterher die Hand reichen konnte. Als Kind waren mir viele andere Kinder rhetorisch unterlegen. Aber ich bereue wenigstens, daß ich sie niederdiskutiert habe. Jeder erntet das, was er sät. Das erging auch Moses nicht anders.“

Aber im Gegensatz zu ihm erntest du schlimmste Magenprobleme, Krämpfe und Schmerzen. Manchmal, wenn du vor einem Mikrofon stehst, weiß man nicht: singt er nun – oder hat er wieder einen bösen Magenkrampf?

„Kein Mensch kann sich vorstellen, welche Schmerzen ich auf der Bühne habe. Ein Gefühl, als hätte ich Hodenkrebs. In Hotels gibt es manchmal keinen Platz mehr, an den ich mich hinlegen kann, weil ich vor Schmerzen alles naßgeschwitzt habe.“

Und was sagen die Ärzte?

„Ich gehe nicht zu Ärzten. Nicht mehr. Ich weiß, daß es kein Krebs, sondern die Pilzkrankheit Candidose ist. Ich weiß, was ich nicht essen darf. Ich weiß, daß ich eigentlich nur Wasser trinken darf. Ich schrecke nicht zurück vor Leid. Ich lese oft in der Bibel, daß es besser ist zu weinen als zu lachen. Vielleicht ist es in einem Jahr alles vorbei. Wenn mein Glaube Berge versetzen kann, werde ich vielleicht nie wieder krank. Es ist mein krankes Hirn, das mir sagt: „Halte die Schmerzen aus.““

Dieses Interview aus dem Jahr 1999 stellten wir erstmals im August 2014 online.