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Xavier Naidoo im Interview: „Ich bin ein Rassist, aber ohne Ansehen der Hautfarbe“


Die Verschwörungstheorien geistern ihm schon länger im Kopf herum: Lest hier ein Interview mit Xavier Naidoo, das bereits im Jahr 1999 geführt wurde und damals im Musikexpress erschienen ist.

Wie im Kosovo, oder in den Kreuzzügen?

„Ich will kein Blut. Ich setze meine Musik als legale Waffe ein. Meine rechte Hand schreibt meine Texte – und die sind gesalzen. Ich habe etliche Texte noch nicht veröffentlicht, weil ich weiß, daß sie zu kraß rübergekommen wären.“

Zu kraß?

„Man kann ja noch deutlicher werden. Ich habe ein Lied geschrieben, das „Atlantis ist Amerika“ heißt. Darin will ich erklären, was ich konkret aus der Bibel herauslesen kann: Amerika geht unter.“

Amerika ist Babylon?

„Nicht nur Amerika. Auch Frankfurt ist Babylon, London und Tokio. Babylon ist überall. Aber Amerika und Tokio sind ganz oben auf der Abschußliste.“

Bist du da ganz sicher?

„Ich habe mein Wissen. Ich sehe mich als jemanden, dessen Berufung es ist, solche Dinge zu sagen.“

Ist Mannheim auch Babylon?

„Nein. Aber es gibt Anfänge, wie den Fernsehturm, der am Neckar steht.“ (lacht)

Ist technischer Fortschritt nicht gottgewollt?

„Doch. Alles kommt von Gott. Neulich hat ein Bischof gesagt: „Gott ist nicht im Internet.“ Das ist falsch. Dann wäre er auch nicht in unserer Computermusik. Gott ist überall. Alles hat zu seiner Zeit seine Bestimmung. Jeder verheerende Sturm, jedes Stück Metall.“

Stimmt es, daß du noch bei deiner Mutter wohnst?

„Ich wohne gemeinsam mit meiner Freundin im selben Haus, zwei Stockwerke über meiner Mutter.“

Wie reagierte deine Mutter auf deine Bekehrung?

„Sehr verstört, natürlich. In den ersten Jahren war das für sie ein rotes Tuch, weil sie sich von mir diverse Angriffe auf die Kirche anhören mußte. Ich kreide der Kirche an, daß sie nur einmal pro Woche ein einzelnes Zitat aus der Bibel im Gottesdienst behandelt. Aber diese Zitate sind irreführend, weil sie aus dem Zusammenhang herausgerissen werden.“

Bist du bibelfest?

„Ich muß gestehen, daß ich zu faul bin, alles auswendig zu lernen. In der Bibel steht aber auch, daß du nicht in Zungen sprechen sollst, wenn du es nicht übersetzen kannst. Es ist doch wichtiger, zu wissen, wovon man spricht. Verstanden zu haben, daß wir gemeint sind in der Offenbarung. Es ist nicht – wie die Kirche erzählt – ein immer wiederkehrender Kreislauf von Krieg und Frieden. Es ist haargenau meine aktuelle Umwelt, die Johannes beschreibt.“

Da ist die Bibel wie ein guter Pop-Song – jeder kann sich wiederfinden.

„Man muß seinen Käscher auslegen, auch wenn einem die anderen Fische deshalb davon schwimmen. Natürlich muß ich erst mal gehörig mit dem Geschirr klappern, um den Leuten das Buch nahezubringen. Auch ich bin nicht allwissend. Ich bin zum Beispiel kein großer Mathematiker, der all die Zahlen, die in der Bibel stehen, genau zusammenführen kann. Aber mich wundert es nicht, daß man herausgefunden hat daß das ganze Buch zahlenmäßig codiert ist. Alles, was ich daraus lesen kann, bestätigt mich in meinem Wissen, daß es kurz vor knapp ist.“

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