Zurück aus der Zukunft


Als Stylistin Ananne Phillips (I.) Lenny Kravitz 1990 in ein hautenges T-Shirt und gestreifte Schlaghosen steckte, wurde sie von der Mode-Fachwelt schlicht und ergreifend ausgelacht. „Niemand konnte verstehen“, erinnert sich die verkannte Trendsettenn, „wie man allen Ernstes in Beinkleidern der siebziger Jahre herumlaufen kann. Man sagte mir, ich solle doch froh sein, daß wir diese Dinger endlich los sind.“ Weit gefehlt, denn mittlerweile ist der Kravitz’sche Neo-Hippie-Chic angesagt wie weiland 1970 Anno ’93 gilt: kein Kaufhaus ohne Regale voller kreischbunter Schlaghosen oder taillierte Shirts, klobige Plateau-Treter sind der letzte Schrei. Der Videokanal MTV quillt vor Lenny-Clones förmlich über, der Original-Kravitz ziert indessen als fotogenes Anziehpüppchen die Mode- und Lifestyle-Gazetten der westlichen Welt. „Ich kenne Lenny seit den frühen Achtzigern, als er noch ein völlig unbekannter Songwriter war“, resümmiert Arianne Phillips: „Wir haben seit [eher den gleichen Sinn für Ästethik: die Schrägheit der Siebziger kombiniert mit Elementen der Punk-Ära.“ Doch Phillips — unter anderem Stylistin für exaltierte Pop-Divas wie Cher, Patty Smyth und Singvögelchen Vanessa Paradis — hat noch weitere Ungereimtheiten in Petto: Für ein Titelfoto des „Rolling Stone“ verkleidete sie Cop-Killer Ice-T als schlagkräftigen Freund und Helfer, die kalifornischen Red Hot Chili Peppers posierten auf ihr Geheiß als tätowierter Freikörperkultur-Schock.