Yeah Yeah Yeahs – Fever To Tell :: Wanna fuck?

Was braucht es, um geilen Rock’n’Roll zu machen? Technische Raffinesse? Handwerkliches Können? Cleveres Image? Alles Blödsinn! Eine laute Gitarre, ein polterndes Schlagzeug und exzentrischer Gesang sind genug. Vor allem, wenn hinter dem Mikro Karen 0. steht, ein langbeiniges, aufreizendes Wesen, das voll auf Konfrontationskurs geht vor allem sexuell. Denn Madame trägt nicht nur T-Shirts mit dem Aufdruck „Wanna fuck?“, sondern singt auch Zeilen wie „As a fuck son, you suck“. Nachzuhören auf der letztjährigen 5-Track-EP, mit der die New Yorker erstmals in England auftauchten. Mit ihrem überfälligen Debütalbum soll der Virus auch auf Rest-Europa übergreifen. Denn: Was den White Stripes, Hives und Strokes gelungen ist, können die Yeah Yeah Yeahs schon lange. Zwar nicht Millionen von Alben umsetzen, aber doch große Konzertsäle füllen und jede Menge Hype lostreten. Dafür scheint Fever To Tell geradezu prädestiniert. Eben als aktuelles Lieblingskind von allen, die immer das Neueste, Hipste und Coolste suchen. Dabei ist der Sound der Yeah Yeah Yeahs alles andere als neu – eher der pure Retro: eine Mischung aus Artrock, Garage-Noise, Sleazy-Disco und Punk. Die Quintessenz aus vierzig Jahren Subkultur, vorgetragen mit harten Riffs, polternden Drums und einer Sängerin, die in jedem Song frivole Rollenspiele betreibt. Mal mimt sie das Sexkätzchen, dann die hysterische Psychotante, den Vamp oder die Erz-Bitch. Eine Meisterleistung, die sich im exaltierten Gesang fortsetzt: Mal schreit, mal stöhnt sie, fakt einen Orgasmus oder droht kurzzeitig zu kollabieren. Das funktioniert sowohl im zweiminütigen Punk-Dittie wie im endlosen Sicko-Blues („No No No“) oder im großen Finale mit dem verträumten „Modern Romance“.

Da wandelt Karen auf den Spuren von Nico – die naive Unschuld in den Klauen teuflischer Beatniks. Ein Album, das wirkt, als komme es direkt aus der Warhol’schen Factory- und trotzdem kein Plagiat ist. Eher eine wunderbare Hommage an eine wunderbare Zeit.

Word Up: „Boy, you’re just a stupid bitch, and girl, you ‚rej ust a no good dick!“ (aus „Black Tongue“) www.yeahyeahyeahs.com