Pharrell Williams in Berlin: Happiness mit Vorspultaste


Gehetzte Hits mit Hut: Pharrell Williams präsentiert in der Berliner Max-Schmeling-Halle seinen umfangreichen Katalog.

Nein, ein großer Redner ist Pharrell nicht. Nur zweimal richtet er sein Wort an diesem Abend etwas ausführlicher an die Zuschauer. Einmal, um irgendetwas über Regeln und Grenzen und die Berliner Mauer zu nuscheln – Einzelheiten gehen leider zumindest für den hinteren Teil des Publikums irgendwo im Hallenrund verloren – und einmal, um Einblicke in seine Philosophie zu gewähren. Da draußen, so sagt er vor dem letzten Song, sei Hass. Viel zu viel Hass. „Sick and tired“ sei er deswegen. Den Hass solle man einfach igonrieren und – richtig – „happy“ sein.

Der wohl größte Hit Pharrells beendet ein gut eineinhalbstündiges Konzert, das in erster Linie aus den größten Hits Pharrells besteht. Bedeutet: Das aktuelle Soloalbum GIRL wird zwar bis auf eine Aufnahme durchgespielt, die Schwerpunkte des Abends liegen aber auf Pharrells Produzentenarbeit. Wir hören also neben den großen Erfolgen der letzten eineinhalb Jahre (natürlich spielt er „Blurred Lines“ und „Get Lucky“) auch älteres Material aus dem Katalog. Begegnungen mit Songs wie Snoop Doggs „Drop It Like It’s Hot und Nellys „Hot In Herre“ sind durchaus kurzweilig, aber auch ein wenig bizarr, schließlich stehen die Originalinterpreten nicht mit auf der Bühne, was Pharrell zu allerhand Modifikationen zwingt. Er kürzt die Songs also meistens um ein bis zwei Strophen ein und nimmt selbst nur beschränkt teil, was sich vor allem bei „Hollaback Girl“ bemerkbar macht, vor auch schon wieder zehn Jahren ein Hit für Gwen Stefani.

Während die Backgroundsängerinnen, die Tänzerinnen und die vierköpfige Band die Arbeit übernehmen, stampft er über die Bühne und bellt ab und an Teile des Refrains oder freundliche Kommandos Richtung Publikum. Und einmal verschwindet er schließlich ganz. Nur ein Playbackband seiner Musik ist zu hören, als er mit einer Schippe zu viel Generosität seinen Tänzerinnen jeweils ein, zwei Minuten Soloshow gönnt – er bedankt sich mit tiefsten Verbeugungen. Das ist unterhaltsam, keine Frage, ebenso wie das N.E.R.D.-Medley, für das sich Pharrell seinen Kollegen Shae Haley auf die Bühne holt. Dieser Abend zeigt klar auf, wie wichtig der Amerikaner für den kontemporären Pop ist.  Aber manchmal würde man eben auch ein Lied ganz gerne komplett hören. Über weite Teile des Programms wirkt es so, als würde da jemand ständig die Vorspultaste drücken.

So muss man sich seine Happiness quasi aus Einzelelementen ziehen, von denen die folgenden gesonderte Erwähnung verdienen: der Groove von „Blurred Lines“. Dieser Song, um den der Rezensent bisher einen großen Bogen machte, ist eigentlich recht angenehm, zumindest wenn Robin Thicke während der Aufführung am anderen Ende der Erde weilt. Ganz am Anfang des Konzerts trägt Pharrell Williams nicht nur den so sehr an das Logo der amerikanischen Roastbeafsandwichkette „Arby’s“ erinnernden Westwood-Hut, diesmal in einer verspielten und etwas weniger wuchtig wirkenden Burgunderrot-Variante, sondern auch sehr viele Ketten. Also SEHR viele Ketten. Leider zieht er sie mitsamt Sweatshirt nach einer Nummer aus. Bei „Freq“, dem Hidden Track des neuen Albums GIRL, ist plötzlich der ganze Krawumms weg, Pharrells Stimme alleine mit der seiner Backgroundsängerinen und tupfigen Keyboardwolken. Einmal tragen die Tänzerinnen Bademäntel, wie auf dem Albumcover, einige Zuschauerinnen tun es ihnen gleich, was irritierend, aber auch interessant aussieht. Und: Bei „Drop it Like It’s Hot“ verbinden sich Sound und Choreographie und die Videos auf der großen Leinwand und die gut 10000 Zuschauer zu einem großen Knäuel of Begeisterung. Schön!

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