„Finding Europe“: re:publica 2015 in Berlin eröffnet


In Berlin ist am Dienstag (5.05.2015) die Digitalkonferenz re:publica unter dem Motto „Finding Europe“ eröffnet worden. Unter anderem werden heute Netflix-CEO Reed Hastings Pussy Riot erwartet.

Die Digitalkonferenz re:publica ist eröffnet und in vollem Gange. Am Dienstagvormittag begrüßten die Veranstalter Johnny Häusler, Tanja Häusler, Andreas Gebhard und Markus Beckedahl sowie Elmar Giglinger vom Medienboard Berlin-Brandenburg rund 1500 Besucher, darunter viele Journalisten, Blogger und Branchenvertreter, um den diesjährigen Themenschwerpunkt vorzustellen. Unter dem Motto „Finding Europe“ werden in 450 Einzelveranstaltungen 850 Sprecher aus 60 Ländern über Gegenwart und Zukunft unseres digitalen Miteinanders referieren und diskutieren.

Markus Beckedahl sieht in den dominierenden Themen der re:publica 2015 eine Fortsetzung von Diskussionen, die es in der Vergangenheit bereits gab. So sei es 2014 noch um Edward Snowden und die Ausspionierung anderer Länder und Politiker gegangen, während wir jetzt inmitten einer Debatte über die eigenen Geheimdienste und die NSA stecken. „Es geht aber nicht um Köpfe“, sagt Beckedahl, „sondern um das System der Totalüberwachung. Wir brauchen den Ausstieg!“ Weitere wiederkehrende Debatten, so Beckedahl, drehen sich um Vorratsdatenspeicherung („weg damit aus Deutschland, der EU und weltweit“) und Netzneutralität, deren Gesetzgebung in Brüssel und Strasburg gemacht wird.

Willkommensschilder für Flüchtlinge auf der re:publica15

Johnny Häusler vergleicht den Zustand von Europa im Jahr 2015 mit der Berliner Mauer. Auch Europa sei eine Festung, an deren Grenzen bereits mehr Menschen gestorben sind als an der ehemaligen Grenze zwischen Ost und West. Häusler und die anderen Gründer der re:publica hielten Willkommensschilder hoch, um symbolisch Flüchtlinge zu begrüßen.

Tanja Häusler stellt folglich fest, dass 30 Prozent der Kinder an deutschen Schulen bereits einen Migrationshintergrund hätten, gleichzeitig aber längst nicht mehr nur „digital natives“, sondern auch „european natives“ seien. Die Freiheit des Netzes müsse deshalb in ihrem Sinne gewahrt werden.

Der anhaltende digitale Wandel berührt aber nicht nur die europäischen Grenzen und Gesetze, die entstandene neue Infrastrukturen betreffen und verändern auch unsere Arbeitswelt. Die Rollen von „uns“ und „Menschen, die zum Beispiel bei Amazon am Fließband stehen und die Pakete ausliefern, muss diskutiert werden“, so Andreas Gebhard. Abläufe wie die, dass Hardware in Asien hergestellt werde und Software in den USA, stellten auch unsere Rolle in der EU und in Deutschland infrage, Kooperationen müssten neu diskutiert werden.

Elmar Giglinger unterscheidet derweil zwei Medienrealitäten: die der „Älteren“ und die der U-35-Jährigen. Beide hätten nicht mehr viele Gemeinsamkeiten, als ein Beispiel nennt er den anhaltenden Serienboom. Mit klassischer Nutzung der alten Heimat Fernsehen habe der nichts mehr zu tun. Am Dienstagnachmittag wird Netflix-CEO Reed Hastings über eben dieses Nutzungsverhalten sprechen, und darin sieht Giglinger auch die Verbindung zu Europa: „Es gibt keine. Die wichtigsten Player sitzen nach wie vor nicht in Europa, sie sitzen woanders.“

Die insgesamt neunte re;publica findet dieses Jahr vom 5. – 7. Mai 2015 in der STATION am Berliner Gleisdreieck und im Rahmen der Berlin Web Week statt. Rund 6000 Besucher werden an den drei Tagen erwartet. Moderiert werden die Veranstaltungen auf den zwei großen Bühnen von Geraldine de Bastion und Max Spallek und können auf der Homepage der re:publica15 live sowie später via YouTube gestreamt werden.