Marcus Wiebusch

Konfetti

Grand Hotel van Cleef/Indigo

Aufgeblähter Rockpop auf dem Solo-Debüt des Kettcar-Frontmanns.

Vielleicht ist dieses Pathos ja auch angebracht bei einem Song wie „Der Tag wird kommen“ – sieben Minuten darüber, dass die Homophobie selbst in der Welt des Fußballs ihrem Ende entgegensieht. Der Song, über den gesprochen werden wird. Und Marcus Wiebusch wird versichern, dass er diese Zeilen schon vor dem Hitzlsperger-Outing gedichtet hat: „Jeder liebt den, den er will, und der Rest bleibt still. Ein Tag, als hätte man gewonnen, dieser Tag wird kommen.

“Ja, vielleicht hilft dabei dieser Pomp, muss man sogar Mollton-Cocktails werfen aus je einem Drittel Casper, Unheilig und Thees Uhlmann solo. Denn wenn es knallt und lodert, der große Balladenflügel sein Holzbein hebt und Posaune, Trompete und Waldhorn Triumph hupen (aber dabei so dynamisch klingen, wie eine Birkenwald-Fototapete nach Laub duftet), spitzt der Teutone die Ohren. Gerät in Wallung und hört vielleicht sogar zu, dem Text.

Aber: Schön ist das trotzdem nicht. Vor allem geht es immer so weiter auf dem Wiebusch’schen Solo-Debüt. Dass das jetzt ausgerechnet KONFETTI abkriegt, liegt wohl vor allem am unglücklichen Timing, aber: Dieser mit ein wenig „echtem“ Instrumentarium authentisch gemachte und gleichzeitig mit elektronischen Sounds aufgemotzte Breitwand-Rockpop, in dem es fortwährend brummt und donnert, Schlossgespenster im Chor huhuhen und das nächste Glockenspiel nie lange auf sich warten lässt, hat sich inzwischen zu einer richtigen Seuche ausgewachsen.

Solche Produktionen wollen in ihrem Bombast auch noch Feinsinn vortäuschen, aber es ist doch nur stumpfes Gebratze, was aus der anderen Seite der Kompressoren dröhnt. Dabei gibt es in Marcus Wiebuschs traditionell dringlichen Texten durchaus ein paar schöne Ideen, vor allem bleibt er in Songs wie „Haters gonna hate“ und „ Nur einmal rächen“ nicht immer nur im aufgeblähten Ungefähren stecken wie all die anderen Schicksalswindbeutel dort draußen, sondern nennt Deppen und Bedröppelte beim Namen. Der Mann war schließlich mal Punkrocker. Dass der jetzt auch noch rappen muss, vergessen wir aber am besten gleich wieder.

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