Beth Orton

Kidsticks

Anti/Indigo

Die englische Sängerin wendet sich von der Dominanz des Folk ab und lässt wieder mehr elektronische Musik zu.

Ein Fehler ist es nie, wenn man seinen Sound zwischendurch mal verändert. Das gilt auch für Beth Orton. Folkmusik gehört seit jeher zu ihrem Rüstzeug und wenn man hörte, wie sich auf dem letzten Album SUGARING SEASON von 2012 die Streicher um ihre Stimme und das Gitarrenspiel legten, konnte man sich als Außenstehender nur hingezogen fühlen. Jetzt kommt es noch mal zur Kehrtwende. Zur Rückkehr zu einer moderneren Musik, mit der sie sich ursprünglich einen Namen gemacht hat.

Im ersten Stück, „Snow“, lässt sich Orton von treibender rhythmischer Perkussion, einem elektronischen Basslauf und einer fernab gelegenen exotischen Atmosphäre begleiten. Diese Frau suhlt sich nicht mehr nur in idyllisch anmutenden traditionellen Gefilden, sondern arbeitet deutlich mehr mit Klängen, die experimentell, ja mys­teriös, aufgezogen sind. Das war früher in den Neunzigern schon mal so, als sie abwechselnd mit William Orbit, Red Snapper und den Chemical Brothers zusammengearbeitet hatte. Daran schließt sie nun nicht einfach nur an. Nein, sie tut es mit merklichem Hang zum Risiko!

Hervorragend macht sich der für ihre Verhältnisse bedrohlich anmutende Unterton in „Petals“. Hier beginnt es mit tiefen Tönen und endet in einem infernalischen Noise. Der Rückblick in „1973“ hört sich, wie sollte es schließlich anders sein, nicht nach dem im Titel genannten Jahr, sondern nach elektronischer New Wave an, die zehn Jahre nach 1973 durch die Szene geisterte. Orton profitiert von diesen Stilwechseln, weil sie ihre Stimme dadurch ganz anders fordert und noch besser zur Geltung bringt. Es ist ihr ein kleines Meisterstück gelungen!