Jean-Michel Jarre

Electronica 1: The Time Machine

Columbia/Sony VÖ: 16. Oktober 2015

Der Superstar der elektronischen Musik kehrt mit alten und neuen Bekannten in die Pop-Mitte zurück.

Es ist eine Weile her, dass man den Veröffentlichungen dieses Mannes mit der Hoffnung auf ein tangierendes Ereignis entgegensah. Man muss da schon bis ins Jahr 1984 zurückgehen. Zu ZOOLOOK und ethnisch gefärbten Tracks, zu denen man eifrig tanzen konnte. Jetzt, über dreißig Jahre später, will Jean Michel Jarre wieder daran anknüpfen. Ganz offensichtlich ist das bei der Zusammenarbeit mit Vince Clarke so.

In der zweigeteilten Arbeit „Automatic“ geleiten der Bass-Groove und kleine feine Klangdetails mit voller Kraft in einen ekstatischen Track, der in der 80s-Disco spielt. Eine andere Nuance kommt in „Rely On Me“ durch die Mitwirkung von Laurie Anderson und ihrem Sprechgesang zum Vorschein. „You can get addicted to me, do not underestimate me“, lässt sie wissen. Ein nicht zu unterschätzender Teil dieses Albums hat auch mit Jarres Gründerzeiten und Altersgenossen zu tun. In „Zero Gravity“ hört man die letzte Musik, die Edgar Froese aufgenommen hat. Man ortet ihn schnell, den typischen, durch den Raum gleitenden Klang von Tangerine Dream.

Und dann wäre da ein Herr namens Pete Towns­hend. Er kredenzt in „Travelator“ etwas für ihn Artfremdes. Oder hat jemand ein Stück erwartet, das erst das Industrial-Areal berührt und dann auch noch feierlich endet? Mit M83, Little Boots, Fuck Buttons und Gesaffelstein sind auch neuere Vertreter der elektronischen Schule dabei, die ihre Sache gut machen. Jarre hat sie alle im Griff. Er betätigt sich in Gegenwart aller Gäste selbstbewusst in seiner Lieblingsrolle als Zeremonienmeister. Mit dem Erfolg, dass das Album besser ist, als man erwartet hat.