Jean-Michel Jarre

Oxygène 3

Sony

Der französische Großmeister der elektronischen Musik erinnert sich an seinen Klassiker, der für ihn und die Musik alles verändert hat, und führt die Geschichte fort.

Eigentlich hatte er ja den dritten Teil seiner Electronica-Werkschau im Terminkalender stehen, aber dann kam es mal wieder anders. Jean-Michel Jarre erinnerte sich an sein erstes Non-Soundtrack-Album Oxygène, dessen 40. Jubiläum unmittelbar bevorsteht. Er überlegte, dass er ähnlich wie 19 Jahre zuvor mit OxygÈne 7–13 noch ein Sequel aufnehmen könnte – mit dem Vorteil, dass ihm die Leute heute wieder, dank der viel beachteten ELECTRONICA-Reihe, verstärkt zuhören. Er setzte sich in sein Studio, nahm sieben neue Stücke innerhalb von sechs Wochen auf und kam, wie man jetzt hört, sofort in Fahrt.

Jarre beginnt mit glasklaren Melodielinien, die auch etwas Geheimnisvolles an sich haben. „Oxygène Pt. 15“ wird nicht nur wegen des Auftauchens des Synthesizers oder eines variantenreichen Beats zum Ereignis. Am Ende erscheint zusätzlich ein Arbeitsstück, das an „Sleeper In Metropolis“ von Anne Clark/David Harrow erinnert. Da ist ihm ein echter Volltreffer gelungen. Für „Oxygène Pt. 17“ gilt das auch, es könnte die Begleitung für ein Heldenepos sein.

Der 16. Teil ist düsterer und verwegener, der 18. harmonischer und nachdenklicher und dem 19. merkt man an, dass auch Jarre Techno gehört hat und brillant mit seinem eigenen Klanggefühl verquicken kann. Überragend ist das Gefühl für Drama in „Oxygène Pt. 20“ zum Abschluss. Man hört Donner und Gewitter, eine tiefe Verbindung zur Filmmusik und nach vier Minuten den Beginn eines großartigen und mitreißenden Abgangs. Jean-Michel Jarre hatte überhaupt keine Probleme bei der Fortführung seines eigenen Œuvres. Wer dennoch lieber das gesamte „Oxygène“-Schaffen am Stück in allen drei Teilen hören will, wird auch bedient und darf zum separat erscheinenden Box-Set greifen.