An Horse

Berlin, Comet Club, 6. April 2011

Ganz undramatisch gestalten Kate Cooper und Damon Cox den Beginn ihrer Show. Quer durch die Menge schlendern sie und platzieren ihre Instrumente auf der Bühne – prätenziöse Auftritte sehen anders aus.

Völlig unvermittelt starten die beiden Australier in ihr Set. Ist das noch Soundcheck? Nein, das ist tatsächlich „Trains And Tracks“ vom neuen Album WALLS. Das poltert schon gleich ordentlich los. Erstaunlich, was ein Schlagzeug und eine Gitarre für einen Sound produzieren können. Präzise und mit ordentlich Wumms bearbeitet Damon Cox sein Drumset, ist Fels in der Brandung. Kate Cooper betont dies im Laufe des Abends auch gern, wenn sie davon berichtet, wie Damon sie stets auf dem Laufenden über den aktuellen Wochentag hält. In dieser Preisgabe von Alltäglichkeiten offenbart sich die Chemie zwischen den beiden. Es wird gescherzt, sich aufgezogen und dann wieder musiziert.

Dabei beweisen sie ein feines Händchen für Rhythmik und Melodie. Die zierliche Frau Cooper drischt energisch in die Saiten und setzt mit ihrer Stimme dem lärmenden Sound ihre traurigen Lyrics entgegen. Nur kurz wird es ruhiger im gut gefüllten Comet, als „ Know This, We’ve Noticed“ angestimmt wird, das sich dann aber zu einem grandiosen Höhepunkt hochschaukelt, in dem Schlagzeug und Gitarre abermals in rhythmischen Dialog treten und Damon und Kate lauthals „notice, we’ve noticed, that you’re not fine“ singen. Das hat schon merklichen Gänsehautcharakter. Neben neuem Material freuen sich die Fans in den ersten Reihen vor allem auch auf altbekanntes wie „Scared As Fuck“, „Horizons“ oder „Camp Out“. Ekstatisch tanzen hier und da die Zuschauer, hüpfen und schmeißen Hände in die Lüfte. Die Atmosphäre kann man nicht anders als liebevoll bezeichnen, was vor allem an den beiden Protagonisten auf der Bühne liegt, die mit kleinen Geschichten das Konzert zum Menscheln bringen.

Denn wie nett ist es bitte, dass sich Kate Cooper dafür entschuldigt, dass sie kurz vor der Show einfach die Schlange vor der Toilette umgangen hat, weil sie Angst hatte, ihre Blase würde augenblicklich zerbersten? Kann man da anders als lächeln? Nicht wirklich. Und die Musik an diesem Abend tut ihr übriges. Undramatisch, dafür mit Herz. Dafür steht man auch gern fünf Minuten länger in der Toilettenschlange.

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