Lucy Dacus

No Burden

Matador/Beggars/Indigo

Gedrosselter Indie-Rock von einer wenig egozentrischen Songwriterin.

Musiker schwadronieren in Interviews häufig vom Zwang, Musik machen zu müssen. Weil man halt sonst nichts kann, das ist die ehrliche Variante. Oder weil man sonst zu platzen drohe, weil die Musik rausmüsse, was Quatsch ist. Denn zwar passiert in einem Land ohne Rockmusik wie zum Beispiel Nordkorea allerhand Schlimmes, doch von jungen Menschen, die platzen, weil sie keine Gitarrensongs schreiben dürfen, wurde noch nie etwas berichtet. Lucy Dacus stellt diesem Zwang eine sympathische Haltung entgegen. „I don’t need to be the frontman“, singt sie, „if not then I’ll be the biggest fan.“ Ein Zeile aus der Kategorie: Sätze, die man von Liam Gallagher niemals hören wird.

Der Song dazu heißt „I Don’t Wanna Be Funny“, und so, wie Lucy Dacus ihn singt, fragt man sich schon, ob die Amerikanerin denn jemals lustig war. Generell klingt ihre Musik zwischen Indie-Rock und Singer/Songwriter miesepetrig. Die Australierin Courtney Barnett hat einen höheren Unterhaltungswert. Trotzdem ist NO BURDEN keine schlechte Platte. Songs wie „Strange Torpedo“ erinnern an die Zeit, als der US-Indie-Rock intensiv von grandiosen Sängerinnen geprägt wurde. Vor allem an Kristin Hersh von den Throwing Muses muss man denken, auch bei gespenstischen Balladen wie „Familiar Place“.