11 Fakten über Merchandising


1 Unter „Merchandising versteht man weniger die wörtliche Übersetzung aus dem Englischen (= Absatzförderung), sondern vielmehr den Verkauf von „Merchandise“, also einer Ware. Im speziellen Fall von Musik- und Entertainment-Merchandise geht es folglich um eine Vielzahl von Konsumgütern, die z. B. einer bestimmten Marke, einem Künstler oder Filmen, Spielen und Comics zugeordnet sind.

2 Die Palette an Merchandising-Artikeln ist inzwischen nahezu beliebig erweiterbar. Waren es früher T-Shirts, Poster, Tassen und Feuerzeuge, die das Fanherz begehrte, müssen heute auch Uhren, Bettwäsche, Schulranzen, Schmuck, Mobiltelefone, MP3-Spieler, ganze Bekleidungskollektionen und Damenrasierer die Logos und Fotos der Idole tragen. Manche rechnen auch „Wallpapers“ für Computer und Telefon sowie Klingeltöne zu den Merchandising-Produkten. Im Prinzip taugt zum „Merch“ alles, was als Identifikationsemblem für den Fan dienen kann. Die CD wird vielen heutzutage immer unwichtiger, schließlich gibt es Downloads und Klingeltöne. EinTotem, ein greifbares und sichtbares Zeichen des Dazugehörens zum Club der Fans, das muss aber dennoch sein.

3 Geld verdienen dabei vor allem die Künstler, die ihre Bild- und Namensrechte versilbern, sowie die Hersteller und Vertriebe der Merchandising-Ware. In Deutschland lassen sich manchmal sogar Kunst und Kunsthandwerk gar nicht mehr trennen – weil die Musik und die zugehörigen Nebenprodukte aus einer Hand kommen.

i So machen u. a. Bands wie Rosenstolz, Madsen und ¿§ die Sportfreunde Stiller beim Thema Merchandising fast alles selbst, statt Partnerfirmen zu beauftragen und an der T-Shirt-Sause mitverdienen zu lassen. Rammstein beschäftigt in der eigenen Firma sogar zwei Vollzeitmitarbeiter, die nichts anderes tun, als sich um Fanartikel zu kümmern. Und Münchens Hip-Hop-Helden Blumentopf lassen sich bei Design und Herstellung von einem alten Kumpel helfen, der sich mit Siebdruck auskennt.

5 Vorreiter dieser Do-it-yourself-Strategie waren Die Ärzte. Die gründeten vor 13 Jahren ihre eigene Merchandising-Firma Deutschrock. Die ist heute hierzulande Marktführer, beschäftigt 55 Festangestellte und stellt nicht nur fast alle Produkte selbst her, son dem verkauft in Lizenz auch zahlreiche Waren von internationalen Stars. Neben den zig verschiedenen Artikeln für Ärztefans bietet Deutschrock – wenngleich nur als Wiederverkäufer – erstaunlicherweise auch Merch der Toten Hosen an.

6Topseller in Sachen Merchandise waren in den letzten Monaten Bands wie Tokio Hotel und die Killerpilze. Aber auch DSDS-Gesangsmarionetten verkaufen Tassen, Poster und Hemdchen. Verlässliche Verkaufszahlen über diese Erfolge lassen sich aber nur schwer ermitteln. Zu groß die Furcht, sich in die Karten schauen zu lassen, zu verlockend für manche, das eine oder andere T-Shirt beim Konzert schwarz zu verkaufen. Die Dunkelziffer ist nach Insidermeinung in diesem Bereich relativ groß, die Marge demzufolge auch.

7 Die Herstellung eines T-Shirts ist bei minderer Qualität schon für 3,50 Euro pro Stück machbar, hochwertigere Leibchen kosten eher das Doppelte, und nach oben gibt es, wie immer im Leben, keine Grenze. Bei Verkaufspreisen zwischen 15 und 20 Euro pro Hemd wird klar, dass der Verkauf von Merch für viele Musiker zu einem wichtigen Standbein neben Konzerterlösen und dem immer unprofitableren Tonträgerverkaufwerden kann.

8 Es gibt auch Künstler, die den Verkauf buchstäblich selbst in die Hand nehmen. So lässt es sich etwa Suzie Kerstgens, die Sängerin von Klee, in der Regel nicht nehmen, nach Abschluss der Konzerte am Merch-Tresen zu stehen. Nicht weil sie zu geizig wäre, eine zusätzliche Verkaufskraft zu bezahlen, sondern um den Fans das Gefühl zu geben, dass sie wichtig sind und vom Künstler ernst genommen werden.

9 Für viele Nachwuchstalente ist der Verkauf von Merch die erste wirkliche Einkommensquelle. Viele Musiker ohne Plattenvertrag sind froh, wenn sie auf irgendeiner Lokalbühne auftreten dürfen, wo sie meist gerade genug einnehmen, um ihre Bier- und Spritrechnung begleichen können. Da bietet es sich natürlich an, selbst gebrannte CDs und von der Freundin bemalte T-Shirts an die Gefolgschaft zu verkaufen.

10 Für diejenigen, die gerne alles digital und vernetzt haben, gibt es auch eine Form des viralen Online-Merchandising. Die US-Band The Format z.B. erprobt gerade ein System, das den Verkauf von Downloads bei MySpace ermöglicht. Das ist nichts anderes als ein iTunes/Musicload-Shop im Miniaturformat, lässt sich aber im Freundesnetz der Community-Plattform „weiterreichen“. Der Programmcode für diesen Baustein eines MySpace-Profils ist nämlich relativ klein und vor allem für jedermann einsehbar. Wer will, kopiert sich also den Minishop in sein eigenes Profil und sichert sich damit nicht nur ein Symbol seines Fanseins, sondern wird gleichzeitig zum Verkäufer von Fanprodukten. Das Ganze nennt sich Linx und stammt übrigens aus der Werkstatt von Napster-Erfinder Shawn Fanning.

11 Ohne Kunst kein Kommerz. Wer nichts kann, hat meist keine Fans. Und ohne Fans auch kein Merch-Geschäft. Die Authentizität des Künstlers entscheidet über die Akzeptanz beim Fan. Je echter und glaubwürdiger man wirkt, desto langfristiger lässt sich mit Fanartikeln planen.