2006 von A-Z: M


Madonna; Popstar mit Hang zu Sonderwünschen. Diesmal: ein Adoptivkind – der kleine David™ aus Malawi. Nach der medienwirksamen Ankündigung des Ereignisses meldeten sich der leibliche Vater und zahlreiche moralische Instanzen, die die Adoption als Unrecht und neueste Marotte einer gelangweilten Schwerreichen anprangerten. Vorläufiges amtliches Endergebnis: 18-monatiges Sorgerecht für Madonna. Im Sommer bekam die katholische Kirche dann ihr Fett von der jungen Mutter weg: Bei ihrem Rom-Konzert ließ sich Madonna auf der Bühne ordnungsgemäß (schein-)kreuzigen, inkl. Dornenkrone auf dem Kopf. Für den Vatikan ein „Akt offener Feindseligkeit“, der Chef, -> Papst Benedikt XVI, blieb trotz persönlicher Einladung der Show fern. Ein Jahr vorher hatte Madonna orthodoxe Juden gegen sich aufgebracht. Sind nächstes Jahr die Moslems dran? Das kann heiter werden, (ko)

Massage, die; „(…) dient zur mechanischen Beeinflussung von Haut, Bindegewebe und Muskulatur durch Dehnungs-, Zug- und Druckreiz.Die Wirkung der Massage erstreckt sich von der behandelten Stelle des Körpers über den gesamten Organismus, was auch die Psyche mit einschließt“, schreibt Wikipedia. Am Rande der G8-Imperialistenparty Mitte Juli in St. Petersburg unternahm George W. Bush einen – halb herzigen – Versuch, das Bindegewebe von Bundeskanzlerin Angela Merkel zu beeinflussen, möglicherweise in der Absicht, auf ihre Psyche einzuwirken. Merkel reagierte angemessen entsetzt und befreite sich von dem präsidentialen Zugriff „using a move she learned in rape prevention class“(Jon Stewart in seiner „Daily Show“), sah aber von einer Anzeige wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz ab. Obwohl das echt cool gewesen wäre. Was uns bleibt: ein -¿ YouTube-Highlight2Oo6. ((OLS) McCartney-Mills Rosenkrieg, der; nachdem sich Paul McCartney und seine Gattin Heather Mills im Mai nach knapp vierjähriger Ehe trennten, konnten sich die berüchtigten Klatschreporter aus der Londoner Fleet-Street die Hände reiben. Im Wochenrhythmus kam es zur „Enthüllung“ unappetitlicher, aber auflagentreibender Details. Der 64-jährige Ex-Beatle sah sich im Verlauf des klassischen Rosenkriegs als geiziger und seelisch grausamer Haustyrann dargestellt, Mills wiederum mit Uralt-Aktfotos konfrontiert. Die Anwälte beider Parteien (die sich ein knappes Jahrzehnt zuvor schon bei der lukrativen Causa Prince Charles vs. Princess Diana gegenüberstanden) haben Grund zu gesunden Umsatzerwartungen: die Streitigkeit dürfte sich dank des Milliardenvermögens McCartneys in ungleich höheren finanziellen Dimensionen abspielen als die ebenfalls frischen Scheidungsfälle Britney Spears vs. -> Kevin Federline und Whitney Houston vs. Bobby Brown. Angeblich fordert Mills 120 Mio. Euro Unterhaltsabfindung. (CST)

Medaillen, Olympische; Es gab eine Zeit, da repräsentierte die kostbar funkelnde Rundscheibe einer CD Wertigkeit. Das ist lange her, in Zeiten von Selbstbrennerei und Rohlingschwemme ist der glänzende Silberling zum aus allen Ritzen und Regalen quellenden Gebrauchs- und Wegwerfprodukt geworden, irgendwo zwischen Druckerpapier und Einwegflasche. Fand es da niemand befremdlich, dass den siegreichen Athleten bei den Olympischen Winterspielen in Turin Abend für Abend seltsam überdimensionierte Medaillen umgehängt wurden, die verdächtig schäbig nach dem sattsam bekannten „der Brennvorgang ist fehlgeschlagen“-Ausschuss aussahen? Ist ja eigentlich auch egal – wenn’s Geld spart… (jols)

Mozartjahr, das; 250 Jahre alt wäre Johannes Chiysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart am 27. Januar 2006 geworden .Nicht auszudenken! Hat der Salzburger doch schon in den 34 Jahren, die ihm tatsächlich vergönnt waren, genug Musik herkomponiert, um damit 170 CDs zu füllen. Ja, das ist etwas mehr, als Guns N‘ Roses bisher hingekriegt haben. Gut: Mozart musste sich auch nicht mit eigensinnigen Produzenten und Gitarristen herumstreiten und hatte zudem den nicht zu unterschätzen den Vorteil, dass er ein Wunderkind war. Allerdings: Stevie Wonder hat auch noch keine 170, geschweige denn – hochgerechnet auf seine 56 Jahre – 280 CDs voll. Insofern: Das war schon einer, dieser Mozart. Keine Frage, (jols)

MTV-Jubiläum, das; Man reibt sich die Augen. Kaum sind die netten „20 Years On MTV -Clip-Retrospektiven mit rührenden Filmchen von Abba bis Zappa vom Bildschirm verschwunden, präsentiert der deutsche Ableger bereits wieder eine Sondersendereihe. Markus Kavka sagt unter dem Motto „25 Years On MTV“ schon wieder alte Clips an. Und es stimmt: MTV ging in den USA am 1. August 1981 erstmals auf Sendung. (CST)

Musikhandys; Apropos Erkrankung durch Musique im öffentlichen Raum. Die mit Verlaub – Narren, die sich mit 140 Dezibel TechnoMetalHipHop-Kopfhörerbeschuss leeren Blickes ihr Gehör wegpusten, dass noch dem letzten Mitreisenden im U-Bahnwagen die Ohrschnecke juckt, werden allmählich weniger; die Lautstärke-Limitierung des iPod in Europa mag da Wirkung zeigen. Dafür erhebt ein anderer Auswuchs des öffentlichen Beschallungsterrors sein hässlich‘ Haupt. Immer öfter hört man sie quäken, in U-Bahnen, auf Liegewiesen, in Fußgängerzonen: grotesk digitalschrottverzerrte schrille Klänge aus den Außenlautsprechern hochgerüsteter Mobiltelefone. Droht nach der flächendeckenden Kameraüberwachung durch die Fotohandys der potenziellen ->¿ Leserreporter demnächst die Omnipräsenz der portablen Taschen-Blaster, das Volks-Soundsystem-Unwesen noch in den hintersten Winkeln des öffentlichen Raums? The horror, the horror! (jols)

Musikfernsehen, das; im Jahr des ->MTV-Jubiläums fand Musikfernsehen für die meisten Fans inzwischen ganz woanders statt, vor allem auf Internetplattformen wie ->You-Tube. Dagegen senden die herkömmlichen Musik-TV-Stationen immer weniger Musik, erzielen aber mit ihren Dating-, Pimp- und ähnlichen Shows immer bessere Quoten, (cst)

Musikvideos des Jahres, die; siehe Kasten auf Seite 63

MySpace, das; 2003 u.a. von dem Ex-Musiker Tom Anderson gegründete „Social Networking“-Portal, das in etwas mehr als zwei Jahren über 100 Millionen registrierte Mitglieder anzog, sorgte in der Musikszene zu Jahresbeginn für Aufsehen: Es ging das Gerücht, der Übernacht-Erfolg der Arctic Monkeysseider Tatsache geschuldet, dass deren erste Songs schon vor ihrer offiziellen Veröffentlichung zu Hits auf MySpace geworden seien. Beobachter glauben allerdings, dass das Ganze ein geschickter Marketingschachzug des MonkeysLOOK-MYSP Managements war. Unstrittig ist hingegen, dass Gnarls Barkleys „Crazy“ von hier aus seinen Siegeszug startete. Im Sommer 2005 war MySpace von dem australischen Medienmogul Rupert Murdoch für 580 Millionen Dollar erworben worden, offenbar eine gute Investition: denn im August 2006 zahlte -> Google 900 Millionen Dollar an Murdoch für das Recht, vier Jahre lang die exklusive Suchmaschine auf MySpace zu sein, (cst) NANO-NO