Bandsalat


Die Reunion-Tour von Suede ist vorbei. Doch statt endlich ein ordentliches letztes Album mit seiner alten Band aufzunehmen, hat Brett Anderson eine weitere Solo-Platte gemacht.

Der Qualitätsabfall im Gesamtwerk Suedes ist einer der erstaunlichsten der jüngeren Musikgeschichte: Zwischen ihrem stürmischen, Britpop die Bahn brechenden Debüt Suede und ihrem fünften und bislang letzten Album, dem von Fans, Kritikern und Band gleichermaßen abgelehnten A New Morning von 2003, liegen Welten. Anderthalb Jahre waren Suede nun auf gefeierter Comeback-Tour und die Hoffnungen auf ein neues Album stiegen. Doch was macht Sänger Brett Anderson? Nimmt noch ein Solo-Album auf: Black Rainbows. Obwohl seine bisherigen drei fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden. Und dann spielt er es auch noch mit einer neuen Band ein. „Den Plan, wieder ein Band-Album aufzunehmen, hatte ich bereits 2009. Ich war auf einem Konzert von The Horrors – das war gar nicht mal sooo überwältigend, aber ich sah dort diese Gruppe und dachte mir: Das will ich auch wieder, diese Energie, wie es sie nur in Bands gibt“, sagt der 43-Jährige. Der Beschluss zur Suede-Reunion sei getroffen worden, als er bereits mit neuem Team, bestehend aus Schlagzeuger Seb Rochford, Bassist Leo Ross und Co-Songwriter Leo Abrahams, im Studio war.

Nach drei Alben mit spartanischer Instrumentierung und sehr introvertierten Texten, ist Black Rainbows wieder eine Rockplatte geworden. „Eines Tages hätte ich Konzerte vor nur noch drei Menschen gegeben. Ich wollte aber wieder auf die große Bühne zurück und dazu brauchst du einfach einen eingängigeren Sound“, sagt Anderson. Die Tourdates zum neuen Album sind dennoch überschaubar – und führen in eher untypische Länder wie Luxemburg, Belgien und die Türkei. Anderson: „Es ist ein romantisches Missverständnis, dass man als Künstler auf eine Weltkarte schaut und sich aussucht, wo man spielen möchte. Man bekommt Angebote, prüft und entscheidet dann. Ich habe viel Geld in diese Platte gesteckt und das will ich zurückhaben. Ich habe eine Familie zu ernähren.“ Und Fans zu versorgen, die auf einen endgültigen, würdigen Schlussstrich unter Suede warten. Anderson: „Stimmt, es sollte eine andere letzte Suede-Platte geben. Aber die muss dann eben so brillant wie unser Frühwerk sein. Solange wir nicht ausreichend gute Ideen für so eine Platte haben, werden wir nicht ins Studio gehen.“

CD im ME & Albumkritik ME 11/11