Apparat

LP5

Mute / PIAS / Rough Trade

Sascha Ring alias Apparat findet in der Reduktion die Befreiung seiner elektronisch-akustischen Ambient-Pop-Musik.

Gerade hat man sich an den konstanten Flow neuer Moderat-Releases gewöhnt, da schießen die Einzel­elemente Modeselektor und Apparat schon wieder in einer schönen Parallelbewegung auseinander: Im Februar veröffentlichte das Berliner Techno-Duo ein sehr anständiges neues Album, Kollege Apparat zieht im März nach. Wird das Erfolgsprojekt Moderat jetzt zum Scheidungskind? Ach was, immer routiniert die Routinen aufbrechen, kommentiert Ring im Interview. Und bringt entsprechend endlich das Grindcore-Album heraus, mit dem niemand – Quatsch, Apparat klingt auf dem fünften Album noch immer wie zu seinen Hochzeiten um die Jahrzehntwende.

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Vor zwanzig Jahren im Elektro gestartet, wanderten Ring und seine Musik immer mehr in die Randzonen zum Vokabular klassischer Klänge. Auf LP5 landet er damit bei einem Sound, der mehr nach Radiohead klingt, als es die Band selbst noch tut – bloß singt er eine gute Oktave tiefer als Thom Yorke. War THE DEVILS WALK von 2011, vom Theater-Soundtrack KRIEG UND FRIEDEN abgesehen das letzte Apparat-Album, noch durch ein großes Rauschen geprägt, ist LP5 minimalistisch geworden. Es feiert die Reduktion, setzt die Töne bewusster und lässt sie vor allem, jeden einzelnen, für sich stehen. Was angesichts der kleinen Orchesterbesetzung sicher eine Herausforderung war. Aber eine offenkundig befreiende.

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Das ist manchmal gefälliger, als man sich wünscht, meistens aber tatsächlich: schön. Die Kontraste setzt vor allem die Rhythmus-Arbeit, die teils von Battles-Drummer John Stanier beigetragen wird. Und dass Apparat noch immer einen Groove findet, der die Kammermusik auf einen Open-Air-Floor zerrt, beweist er in großartigen Tracks wie „Brandenburg“ oder dem Finale „In Gravitas“.