Baal :: The Supreme Machine

Guildo Hörn und seine Wegbegleiter, „Die Orthopädischen Strümpfe“, haben es schon vor Jahren gewusst: Große Gesten will das Publikum. Theatralische Bühnenshows! Konfetti, Blitz und Donner! Inzwischen wieder salonfähig, werden gern schon mal Spandexhosen. breite Gürtel und schräge Sonnenbrillen hervorgeholt, das Haar trägt man wieder lang und offen. Auch wenn Björn Fjeastadt, der kahlköpfige Baal-Frontmann, ausgerechnet null Bewuchs auf der Denkplatte hat, der Rest stimmt. Der dänische Fünfer wirkt wie eine Spaßcombo. Ist aber alles ernst gemeint. Allerdings ist das neue Werk weniger „Tom Waits in Cyberspace“ oder. „Bowie in a new dimension“, wie sich die Kritiker zum Vorgänger voll des Lobes überschlugen. Nehmen wir mal einen Song wie „Straight & Insane“ als Beispiel. Das ist schon ziemlich dick aufgetragen. Da merkt man. dass die Jungs nebenbei Theatermusik und Musicals spielen: hymnische Akkorde, dicker Chorgesang, satte Bläser, Gitarrensolo im Outro und zum Schluss alles ordentlich durch den Phaser gejagt. Das erinnert eher an „Hair“ als an die bemühten Vergleiche mit den Smashing Pumpkins. Eine Glatze reicht da nicht. Ausschließlich mit analogem Equipment eingespielt, wollen Baal Sound und Gefühl der siebziger Jahre einfangen. Ein Konzept, das angenehm ins Ohr gleitet, im Vergleich zu vielen bis zur Unkenntlichkeit komprimierten Digitalkötzern heutzutage. Baal klingen trotz Pomp und Gloria auf ihrem neuen Studiowerk angenehm luftig und haben damit wohl endgültig ihren Sound gefunden. Wer The Darkness für zu pathetisch, Ima Robot für zu abgedreht und The Ark für zu schwülstig hält, liegt hier richtig.