Vom Meme zum Großevent: Warum essen alle Pudding mit Gabeln?
Kann Pudding verbinden? Die Gen Z behauptet: Ja!
Pudding essen, aber mit einer Gabel, dabei in Parks oder an Marktplätzen sitzen, und sich mit Fremden unterhalten — das scheint eine Art des Zeitvertreibs zu sein, dem sich die Gen Z nur allzu gerne hingibt.
Es klingt skurril, aber es funktioniert: In einigen deutschen Städten treffen sich hunderte junge Menschen, um gemeinsam Pudding zu essen. Welche Sorte, Marke oder Größe der Pudding dabei haben darf, ist egal. Wichtig ist nur, dass er mit einer Gabel gegessen werden muss. Was als Meme angefangen hat, wird nun über Ländergrenzen hinweg zum riesigen Phänomen.
Bizarrer Trend vereint Deutschlands Jugend
Ende August tauchten in der Karlsruher Innenstadt ausgedruckte Flyer auf, mit denen anonym zu einem „wir-essen-pudding-mit-einer-gabel-treffen“ eingeladen wurde. Eine städtisch gebundene Meme-Seite entdeckte das Flugblatt und pushte die Veranstaltung auf Instagram und TikTok. Eigentlich bloß als Spaß, wie die Kanalbetreibenden sagen. Doch in jedem Spaß steckt bekanntlich auch ein bisschen Ernst, zumindest nahmen weitaus mehr Menschen an dem gemeinsamen Pudding-Treffen teil, als erwartet. Schnell ging die Veranstaltung viral und binnen weniger Wochen wuchs die Flugblatt-Idee zu einer deutschlandweiten Bewegung unter jungen Menschen heran.
Die Altersspanne bei den Pudding-Events reicht nicht weiter als maximal 25, und einige Teilnehmer:innen gehen aus einer Mischung von Neugier und Ironie zu den Treffen. Mittlerweile gab es die kollektiven Puddinggabeleien auch bereits in Hannover, Münster, Stuttgart, Hamburg, Bremen, Berlin, Würzburg und Leipzig. Der Pudding hat auch in die Nachbarländer gekleckert: Wien und Zürich sind mittlerweile auch von der Partie.
Wer jetzt denkt, da müsse doch mehr dahinterstecken, liegt falsch. Bei diesen Zusammenkünften passiert tatsächlich nichts weiter, als gemeinsam mit hundert anderen Menschen Pudding mit einer Gabel zu essen. Fragt man die Jugendlichen vor Ort, was denn der Sinn hinter all dem sei, so wissen diese oft selbst keine richtige Antwort darauf. Niemand weiß so recht, wer das Phänomen ins Leben gerufen hat, aber was zählt, sei die Wirkung. Klar, Pudding mit der Gabel zu essen, ist unbequem und auch ein bisschen sinnlos, aber genau deshalb wird es von so vielen zelebriert.
Der ganze Rummel zeigt im Prinzip, dass immer mehr das Absurde freiwillig in Kauf nehmen, um Teil einer kollektiven Situation zu sein. Besonders junge Menschen sehnen sich nach einem stärkeren Gefühl von Zusammenhalt und Nahbarkeit, in Zeiten der digitalen Entfremdung ist das ein verständliches Bedürfnis. Beim Pudding-Event könne man sich miteinander vernetzen, neue Freundschaften knüpfen und sich als Teil eines zeitlich begrenzten Kollektivs fühlen.
Eskapismus mit Vanillegeschmack?
Man kommt fast nicht umhin, von den Pudding-Essenden zu erfahren, berichtet schließlich fast jedes Blatt derzeit darüber. Die Aktion ist ein nicht uninteressantes Phänomen, das sich gewissermaßen verselbstständigt hat. Selbst die Veranstalter:innen der einzelnen Events haben mit der raschen Eigendynamik des ganzen nicht gerechnet, wie der „NDR“ berichtet.
Auf den sozialen Medien vergrößert sich der Wunsch nach noch mehr dieser Veranstaltung in weiteren Städten. Gleichzeitig wird kopfschüttelnd gemutmaßt, ob es denn nichts Wichtigeres zu berichten gäbe. „Wie spannend kann Pudding wirklich sein? Es herrscht Krieg!“, schreibt ein Nutzer etwa auf Reddit. Wieder andere kritisieren die homogene Demografie der Teilnehmenden und fürchten eine geheuchelte Zugänglichkeit. Gemeinhin ist man sich aber einig, dass diese Art Zeitvertreib zwar gehöriger Unsinn sei — aber immerhin besser, als Konsum oder Gewalt.


