Friedrich Merz fordert ESC-Boykott bei Ausschluss Israels

Der Bundeskanzler findet, Israel sollte beim ESC dabei sein. Wenn nicht, müsse Deutschland Konsequenzen ziehen

Friedrich Merz befürwortet einen Boykott des Eurovision Song Contest (ESC) 2026, sollte Israel von der Teilnahme ausgeschlossen werden. Damit bezog er sich auf die Ankündigung mehrerer Musiker:innen, die meinten, sie würden den ESC dann boykottieren wollen, wenn ein israelischer Artist im kommenden Jahr mitmachen dürfte.

In der ARD-Sendung „Caren Miosga“ sagte der Bundeskanzler, falls Israel vom ESC ausgeschlossen werde, sollte Deutschland Konsequenzen ziehen. Auf die Frage, ob man hierzulande dann freiwillig auf die Teilnahme verzichten sollte, antwortete der Merz: „Das würde ich befürworten.“

„Israel gehört dazu“

Seit Längerem wird diskutiert, ob Israel wegen des andauernden Krieges im Gazastreifen am ESC 2026 partizipieren solle oder nicht. Mehrere Länder haben inzwischen angekündigt, beim Wettbewerb 2026 nicht dabei sein zu wollen, wenn der israelische Beitrag nicht ausgeschlossen werden würde. „Ich halte es für einen Skandal, dass darüber überhaupt diskutiert wird. Israel gehört dazu“, sagt der Kanzler weiterhin.

In der laufenden Diskussion um die Teilnahme Israels hat der Veranstalter, die Europäische Rundfunkunion (EBU), eine virtuelle Sondersitzung der Mitglieder einberufen. Dabei soll im November eine Abstimmung zu ebendiesem Thema erfolgen.

Rundfunkunion lässt Mitglieder abstimmen

„Wir können bestätigen, dass der Vorstand der Europäischen Rundfunkunion einen Brief an die Generaldirektoren aller unserer Mitglieder geschickt hat, in dem er sie darüber informiert, dass eine Abstimmung über die Teilnahme am Eurovision Song Contest 2026 im Rahmen einer ausserordentlichen Sitzung der EBU-Generalversammlung stattfinden wird, die Anfang November online abgehalten wird.“ Dies sagte die EBU gegenüber „Schweizer Radio und Fernsehen“. „Derzeit haben wir nichts Weiteres hinzuzufügen.“ Der nächste ESC findet 2026 in Wien statt.

Über die geplante Abstimmung hatte zuvor die österreichische Nachrichtenagentur APA berichtet. Sie zitierte aus dem Brief an die Mitglieder. Darin werde auf die „beispiellose Meinungsvielfalt“ der EBU-Mitglieder hinsichtlich der Teilnahme Israels Bezug genommen, wie die APA mitteilt. Weil keine einvernehmliche Position zu erreichen sei, setze man auf eine breitere, demokratische Entscheidungsgrundlage in einer Abstimmung, bei der alle Mitglieder eine Stimme haben sollen.

Die Kritik

Anfang September 2025 hatte der niederländische Sender AVROTROS angekündigt, den ESC 2026 zu boykottieren, falls Israel im kommenden Jahr antreten könne. Der Sender gab am 12. September bekannt, dass die Niederlande 2026 nur unter der Voraussetzung am ESC partizipieren werden, dass die EBU Israel nicht zulässt.

Bereits Anfang Mai hatten mehr als 70 ehemalige Teilnehmer:innen, darunter auch Nemo, Gewinner:in des vergangenen Jahres, einen offenen Brief unterzeichnet. Darin forderten sie den Ausschluss Israels und des öffentlich-rechtlichen Senders „KAN“ vom diesjährigen Wettbewerb.

Dem schloss sich der spanische Premierminister Pedro Sánchez an. „Niemand war aufgebracht, als vor drei Jahren die russische Invasion in der Ukraine begann und [Russland] internationale Wettbewerbe verlassen musste und, wie wir gesehen haben, nicht am Eurovision Song Contest teilnehmen konnte“, begründete er. „Deshalb sollte Israel das auch nicht tun, denn wir können uns keine Doppelmoral in der Kultur erlauben.“

Auch spanische, belgische, slowenische und irische Radiosender übten diesbezüglich Kritik bei der EBU.