ESC: Immer mehr fordern Ausschluss Israels – auch JJ

Neben zahlreichen nationalen Radiosendern äußerte sich jetzt auch der diesjährige ESC-Gewinner JJ kritisch zu der Teilnahme Israels.


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Nach dem Finale des Eurovision Song Contest am vergangenen Wochenende (17. Mai) werden immer mehr Stimmen laut, die für einen Abschluss Israels im Wettbewerb des kommenden Jahres sind. Dazu gehört auch der Gewinner des ESCs 2025.

Die Diskussion um Israels Teilnahme beim ESC ist keine neue

Das ESC-Finale 2025 gewann Österreich mit JJs Performance zu „Wasted Love“. Auf dem zweiten Platz landete Yuval Raphael, die mit ihrem Song „New Day Will Rise“ für Israel antrat. Schon Monate vor der Veranstaltung kamen Diskussionen auf, ob Israel aktuell an dem Wettbewerb teilnehmen sollte. Anlass dazu sind der andauernde Konflikt mit Palästina und das militärische Vorgehen gegen die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen. Seit einer erneuten Eskalation des Krieges nach dem Angriff der Hamas auf ein israelisches Musikfestival im Oktober 2023 werden der israelischen Regierung von mehreren Organisationen, darunter Amnesty International, Kriegsverbrechen vorgeworfen. Auch der Internationale Gerichtshof spricht davon, dass Israel durch das Vorgehen in den Palästinensergebieten internationales Recht verletzt. 

Bereits Anfang Mai unterzeichneten mehr als 70 ehemalige Teilnehmer:innen, darunter auch Nemo, Gewinner:in des vergangenen Jahres, einen offenen Brief. Die Forderung war der Ausschluss Israels und des öffentlich-rechtlichen Senders „KAN“ vom diesjährigen Wettbewerb. 

Häufiger Vergleich mit dem Ausschluss Russlands

Nach dem Finale äußerte der spanische Premierminister Pedro Sánchez die gleiche Forderung. „Niemand war aufgebracht, als vor drei Jahren die russische Invasion in der Ukraine begann und [Russland] internationale Wettbewerbe verlassen musste und, wie wir gesehen haben, nicht am Eurovision Song Contest teilnehmen konnte“, begründete er. „Deshalb sollte Israel das auch nicht tun, denn wir können uns keine Doppelmoral in der Kultur erlauben.“

Spanische und belgische Radiosender beschwerten sich diesbezüglich ebenfalls bei der Europäischen Rundfunkunion (EBU), die den Songcontest organisiert. Sie forderten dabei eine Untersuchung des Systems des Zuschauer:innenvotings, bei dem Fans zu Hause bis zu 20 Mal per Telefon, SMS oder App abstimmen können. 

Zunehmende „gesellschaftliche und geopolitische Spannungen“

Jetzt reihte sich der irische Radiosender „RTÉ“ ebenfalls zu den Kritikern ein und hinterfragte die „Aufschlüsselung der Stimmenzahlen“. Auch die öffentlich-rechtlichen Sender der Niederlande, „Avrotros“ und „NPO“, haben eine ähnliche Erklärung abgegeben. Sie behaupteten, der ESC werde zunehmend „von gesellschaftlichen und geopolitischen Spannungen beeinflusst“ und dass die Beteiligung Israels die Frage aufwerfe, „ob der Eurovision Song Contest noch immer als unpolitisches, verbindliches und kulturelles Ereignis funktioniert“.

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Im Vorhinein des Finales gab es ebenfalls kritische Äußerungen des slowenischen Senders „RTV SLO“ sowie der isländischen Außenministerin Þorgerður Katrín Gunnarsdóttir.  

Statement des ESC-Chefs und von JJ

In einem Statement gegenüber „NME“ betonte Martin Green, der Direktor des ESCs, dass die EBU ein Verband öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten und nicht von Regierungen sei. „Wir stehen in ständigem Kontakt mit allen teilnehmenden Sendern des Eurovision Song Contests, einschließlich RTVE in Spanien, und nehmen ihre Anliegen ernst.“ Für die Planung des kommenden ESC wolle er eine „umfassende Diskussion mit allen teilnehmenden Sendern führen, um alle Aspekte der diesjährigen Veranstaltung zu reflektieren und Feedback dazu einzuholen.“

Kürzlich äußerte sich auch der diesjährige Gewinner JJ zu dem Thema. Gegenüber der spanischen Zeitung „El País“ erklärte er, dass er es als „sehr enttäuschend“ empfindet, dass Israel noch am Wettbewerb teilnimmt. „Ich würde mir wünschen, dass der Eurovision Song Contest nächstes Jahr in Wien stattfindet, ohne Israel“, sagte er. Er erklärte aber auch, dass eine Entscheidung diesbezüglich bei der EBU liegt. „Wir Künstler können uns nur dazu äußern.“