Scorpions


Ein würdigeres Finale hätte keiner .der fünf Scorpione erhoffen können; Part One der „Love At First Sting“-World-Tour wurde im allerfeinsten Rahmen abgeschlossen.

Der Palais Omnisport, von den Parisern kurz „Bercy“ genannt, ist eine riesige Halle, ganz neu und für Hallen dieser Größenordnung ungewohnt komfortabel für Publikum und Band. 16000 Fans gehen in das riesige Rund, von allen Plätzen aus hat man besten Blick auf die Bühne. Die Scorpions aus Hannover durften als erste Rockband überhauptim Bercy au’spielen. Sie honorierten es mit einer beeindruckend emotionalen, kraftstrotzenden Show.

Und gleich noch ein Unterschied zu Hard-Rock-Konzerten in der Bundesrepublik: Das französische Publikum ist offener, gefühlsmäßig stärker engagiert; nie kommt eine gewalttätige, bierseelige Stimmung auf. Im Gegenteil: Publikum und Band sind in den besten Momenten (davon gab’s reichlich) eine wiegende Einheit.

In Frankreich genießen die Mannen um Klaus Meine und Rudolf Schenker Superstar-Status. Jede LP geht sofort auf Gold- und Platin-Position, die Fans kennen die Songs in- und auswendig. „Coming Home“ vom aktuellen Album zum Beginn des Konzertes war mehr als ein Lippenbekenntnis; man fühlte sich wie bei einem Heimspiel und zeigte es auch. „Rock You Like A Humcane‘ — gemäß diesem Motto wirbelte Klaus Meine über die riesige Bühne, die, schlicht aber effektiv gestylt, reichlich Auslaufmöglichkeiten bot. Rudolf Schenker strahlte übers ganze Gesicht, machte volle Gitarren-Power, vermittelte von Anbeginn eine ungemein positive, sympathische Energie.

Matthias Jabs an der Leadgitarre entwickelt sich immer mehr zum Schwärm der weiblichen Konzertbesucher, liefert optisch und musikalisch überzeugende, ausgefeilte Einsätze an der Gitarre. Francis Buchholz (Baß) und Herman Rarebell (Drums) sorgten für den erdigen, vorwärtstreibenden Rhythmus – alle fünf zusammen stellen ein wirklich einzigartiges Power-Paket dar. Einzigartig vor allem deshalb, weil bei den Scorpions die für Hardund Heavy-Rock typische Brutalität vermieden wird, stattdessen mit Sinn für Melodie und Dramatik gearbeitet wird; „Always Somewhere“ oder „Holydays“ sind dafür nur zwei Beispiele. Die Pariser Fans honorierten derartig entspannt-ruhige Passagen mit minutenlangem Beifall und einem beeindruckend schönem Sternenhimmel aus Feuerzeugen und Wunderkerzen.

Nach 90 Minuten ging’s mehr als glücklich von der Bühne. Mir gefiel’s entschieden besser als der Scorpions-Auftritt zum Beispiel bei der ZDF-Rockpop-Nachl aus der Dortmunder Westfalenhalle. Lag’s am Publikum?? Vielleicht. Im „Bercy“ kann man auch große Konzerte unbeschwert genießen. Solche Hallen brauchen wir – und mehr von so engagierten Rockern wie den Scorpions. Der Stich saß!!!