Leicesters dicke Lippe


Bisher hatten es Kasabian mit Drogen und Beats. Jetzt wollen sie eine draufgängerische und konkurrenzlos gute Rock'n'Roll-Band sein.

Tom Meighan ist keiner, dem man das Wort aus der Nase ziehen muss. Er kommt sofort zur Sache… Wir haben ein Album aufgenommen, das als Rock n Roü-Ktassiker in die Geschichte eingehen wird. Revolver, never mind the bollocks, definitely maybe – davor müssen wir uns mit EMPIRE nicht verstecken. Diese Platte bedeutet einen Qualitätsschub für unsere Musikergeneration“, glaubt der Sänger. Aussagen wie diese haben der Band aus Leicester den Ruf einer arroganten Aufsteigertruppe eingebracht. Nur wurde das erste Album dem hohen Anspruch nicht gerecht. Es klang wie ein Überbleibsel des 90er-Rave-Rock, wie ein bombastischer Versuch, die Happy Mondays zu beerben. Empire wirkt härter und entschlossener. „Das Wichtigste an diesem Album ist, dass man seinen Herzschlag spüren kann. Es lebt, es atmet. Man hört den stampfenden Beat von Led Zeppelin, die Aggressivität von MC 5 und etwas Elektronik obendrauf. Klar, auf dem ersten Album waren wir auf Drogen und haben uns allerlei verrückte Dinger ausgedacht. Das ist jetzt vorbei. Ich trinke lieber ein Bier zu viel als noch mal Drogen zu nehmen. „Ganz klar: Kasabian wollen ihr „Hippie-Image“ loswerden. Vor zwei Jahren lebten sie in einem Landhaus in der Nähe von Leicester, wo auch die Ideen fürs erste Album entstanden. Dieses Domizil haben sie inzwischen aufgegeben. „Wenn man dauernd auf Tourist, hat es keinen Sinn, dort zu leben. Außerdem begann sich die Presse dafür zu interessieren und ging unserem Bauern ziemlich auf die Nerven. Wir sind dann über Weihnachten wieder bei unseren Eltern eingezogen. Ein verdammter Alptraum.“ Ebenso klar: Ein Rockheld als Muttersöhnchen – das käme komisch rüber, zumal der strenge Meighan keine Gelegenheit auslässt, britischen Popkollegen die Leviten zu lesen. „Wir sind doch nur von Jammerlappen umgeben! Oasis – die lob‘ ich mir, auch dieArtic Monkeys. Der Rest ist nur damit beschäftigt, über das eigene, angeblich schwere Schicksal zu jammern. Ich meine, wenn du keine Lust hast, in einer Band zu spielen und Interviews zu geben, lasses sein. Werde Postbote oder so was. „Einer wird bei der Umsetzung der Welteroberungspläne künftig fehlen: Von Gitarrist Chris Karloff, bisher zur Hälfte am Songwriting beteiligt, hat sich die Band getrennt. ..Er war einfach nicht mehr auf unserer Wellenlänge, das konnte man in seinen Augen sehen. Er traute sich nicht, es uns zu sagen. Da sagten wir es ihm. Wenn man als Band ambitioniert ist, muss man auch mal unangenehme Entscheidungen treffen. Karloff hängt derweil in New York mit Richard Fearless von Death In Vegas ab und wird dort wohl bald mit seiner Vergangenheit konfrontiert: Auch in den USA dürfte man nicht mehr so leicht an Kasabian vorbeikommen.

www.kasabian.co.uk