Absage an die Grimme-Preis-Verleihung: Jan Böhmermann ist nicht zum Feiern zumute


Die Staatsanwalt Mainz ermittelt derzeit aufgrund eines Schmähgedichts zu Ungunsten des türkischen Präsidenten Erdogan gegen den ZDF-Saitiriker.

Jan Böhmermann hat keinen Bock auf Prosecco und Bussi-Bussi. Das lässt sich in seine Absage an die Grimme-Preis-Verleihung, die am heutigen Abend im westfälischen Marl stattfindet, recht eindeutig hineininterpretieren. Irgendwie verständlich, dass der Moderator des „Neo Magazin Royale“ nicht auf einer Veranstaltung auftreten möchte, die seine Arbeit als Satiriker auszeichnet, während die Staatsanwaltschaft Mainz ihn in eben jener Arbeit beschneiden möchte.

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Was ist vorgefallen? Im „Neo Magazin Royale“ rezitierte Böhmermann ein deftiges Schmähgedicht (hier der Wortlaut des Gedichtes) auf Kosten des kontroversen türkischen Präsidenten Erdogan – mit der Anmerkung, dass er hier nur wiedergibt, was man freilich nicht offen aussprechen darf.

Anscheinend hatte weder die Staatsanwaltschaft Mainz noch Bundeskanzlerin Merkel Verständnis für „Böhmis“ Art der Satire. Während erstere Ermittlungen wegen des Verdachts der „Beleidigung von Organen ausländischer Staaten“ aufgenommen hat, distanzierte sich zweitere vom ZDF-Moderator. In einem Telefongespräch soll Merkel, so Regierungssprecher Seibert, dem türkischen Ministerpräsidenten Davutoglu versichert haben, dass sie Böhmermanns Vorgehen verurteile.

Böhmermann soll in der Zwischenzeit über die Direct-Message-Funktion von Twitter Kontakt zu Bundeskanzleramtschef Peter Altmaier aufgenommen haben. Wie der „Spiegel“ berichtet, bitte Böhmermann in der Nachricht nicht um Hilfe, sondern lediglich um die „Berücksichtigung meines künstlerischen Ansatzes und meiner Position, auch wenn er streitbar ist“. Altmeier soll geantwortet haben, er würde sich der Sache annehmen, wenn er nach Berlin zurückkehre. Seitdem jedoch scheint Böhmermann nichts mehr vom CDU-Politker gehört zu haben.

Das Adolf-Grimme-Institut, das jährlich Deutschland renommiertesten TV-Preis verleiht, hat die Absage Böhmermanns und seiner Produktionsfirma „Bildundtonfabrik“ in der Zwischenzeit bestätigt. Der 35-jährige Moderator soll gemeinsam mit seinem Team für die gesellschaftliche Diskussion, die ihr Beitrag zum mutmaßlichen Mittelfinger des ehemaligen griechischen Finanzministers Varoufakis (berühmt geworden als #varoufake) angestoßen hat, ausgezeichnet werden.