Ada allein zu Haus


Laura Ewert

Mit Gitarren, Flöten und Mofa: Ada überrascht mit einem schön schrägen Album auf DJ Kozes Label Pampa.

Eigentlich mag Ada das nicht so gerne. Über ihre Musik sprechen. Darüber, warum sie auf ihrem neuen Album Meine Zarten Pfoten Popmusik mit echten Instrumenten macht, anstatt ausufernde Techno-Tracks. „Musik ist eine intime Sache. Die soll nicht auseinandergenommen werden.“ Fotoshootings sind ihr ebenso lästig. Den übergroßen Pullover, den Ada auf dem Foto trägt, mochte sie aber sehr gerne. Wie eine Höhle. In so einem geschützten Raum ist hörbar auch ihr neues Album entstanden.

Ihre erste Band hatte Michaela Dippel mit 18, das war so etwa die Grunge-Zeit. 2001 zog sie nach Köln, ging auf eine Open-Air-Party und hörte dort eine Platte von Jürgen Paape. „Die fand ich so bezaubernd. Einfach, charmant, straight.“ Dann hat sie ausprobiert, wie sich ihre Stimme mit der Elektronik verträgt und veröffentlichte 2004 das Debüt Blondie auf Areal Records, sie arbeitete mit Michael Mayer, veröffentlichte auf Kompakt, spielte von Berlin bis Mexiko-Stadt. Doch dann kam ihr die Minimal-Phase in die Quere. Adas Stil passte weniger in die Zeit des konzentrierten Nichts. „Ich will keine Musik zum Abschalten machen, ich möchte, dass die Leute aufwachen und die Melodie vom Abend zuvor noch im Kopf haben.“ Für das neue Album hat sie sich also Zeit gelassen. „Es war logisch, dass nach Minimal etwas Zurückgenommeneres kommt. Jetzt öffnet sich elektronische Musik in viele Richtungen.“

Zurück im Studio, war Ada etwas ratlos. „Die Sequencer haben mich gelangweilt, die vielen Synthesizer überfordert.“ Also nahm sie ein paar Geräte mit nach Hause. „Und da stand meine Gitarre rum.“ Shaker und Flöte kamen dazu. Boygroup- oder Mariachi-Samples verstecken sich, ein Moped fährt von einem Lied zum nächsten, es knallt und harmonisiert und dazu Adas feine Stimme.

Zarten Pfoten erscheint passenderweise auf DJ Kozes Label Pampa. Dort sammelt er Visionäre wie Robag Wruhme oder Die Vögel, die die Technoidee über Ecken weiterdenken. Koze habe Ada auch ermutigt, ihre Stimme nicht nur als zusätzliches Instrument, sondern als Sängerin zu nutzen.

Und singt sie eigentlich „Happy and sad“ oder „Happy you are sad“ oder „Happy or sad“? Sie lächelt. Man weiß es nicht. Und muss es auch nicht wissen. Adas Album ist verwischte Musik, mit Inseln der Empfindung.

Albumkritik ME 7/11