AlunaGeorge


Das seit langer Zeit größte Versprechen an den R’n’B aus dem Vereinigten Königreich.

Wer lieber einfach noch ein bisschen Musik macht, statt sich nächtelang den Kopf darüber zu zerbrechen, wo im 21. Jahrhundert ein origineller Bandname herzubekommen ist, den Google nicht schon als belegt ausspuckt, gibt sich eben einen wie AndiOliPhilipp aus Bad Wimpfen. Oder AlunaGeorge aus London. Die Fußreflexzonen-Masseurin Aluna Francis und der Math-Rocker George Reid lernen sich 2009 kennen. Reid remixt damals einen Track von Francis‘ Band My Toys Like Me. Sie machen sich selbstständig, als Duo. Mit dem, was im Vereinigten Königreich in den letzten Monaten aus den Clubs in die Charts zu kriechen trachtet (wir haben es in unserem Special im August 2012 „New UK Soul“ genannt), hat das geradezu klassisch besetzte Tandem – bildhübsche Sängerin/schluffiger Produzent – durchaus so einiges am Hut.

Der Sound, den George Reid konstruiert, ist dunkel und tief wie Post-Dubstep kurz vor den Strukturverlusten eines James Blake, trocken und funky wie guter 2Step, hat ordentlichen HipHop-Bumms und klingt dann doch wieder experimentell wie bei einem neuen Warp-Wunderkind. Bestimmend bleibt aber vor allem die Lehre, die George aus den so minimalistischen wie effektiven Produktionen von Timbaland und den Neptunes in den Nullerjahren gezogen hat: Lass dich nicht von der Fülle der Möglichkeiten überwältigen, die dir deine Maschinen aufdrängen! Und so sind die einzigen Großzügigkeiten, die er und Aluna Francis sich leisten, ihre Refrains. Denn dafür ist ihre Liebe zu Pop und seinen Melodien dann auch wieder zu groß. Außerdem wäre Alunas so jugendlich-liebliche wie sinnliche Stimme schlichtweg verschenkt, dürfte sie hier nicht ein gutes Stück der Versprechen einlösen, die britische Acts wie die Sugababes dem R’n’B immer wieder gemacht hatten. Ohne sie zu halten.