An den Drums zählt er zu den Größten. Aber auch sonst hat Curt Cress viel zu beaten.


Mit elf fing er an zu trommein. Und schon bald war der kleine Curt ein Star („weil ich mit 13 schon James Brown-Grooves spielen konnte“}. Dann ging es buchstäblich Schlag auf Schlag: Nach Atlantis, Doldinger’s Passport, der eigenen Band Snowball und ersten Welttourneen fand sich Curt Cress irgendwann an 30 Tagen im Monat in den verschiedensten Tonstudios wieder. Er trommelte und trommelte – ohrenscheinlich wie kein anderer, denn sein Telefon stand nie still.

Kaum einer in Deutschland hat bei so vielen verschiedenen Künstlern im Studio die Felle bearbeitet wie CC. Das Curt Cress spielen kann, da waren sich Freddie Mercury, Meat Loaf, Ike &Tina Turner, Bap und die Scorpions ebenso einig wie Udo Lindenberg, Marianne Rosenberg und Rondo Veneziano. Aber nur Schlagzeugspielen war auf die Dauer zu einseitig. Früh begann Cress, selbst zu produzieren: Nena, Falco und Nina Hagen, um nur einige zu nennen. Parallel dazu nahm er diverse Soloplatten auf. Nun gibt es eine neue CD („Trip“) des Vieltrommlers, der aus Frankfurt stammt, jetzt aber in der Nähe von München lebt. Wer so viel für andere spielt, dem ist wichtig, Eigenes zu schaffen:“Die neue Platte ist eine Reise durch eigene Fantasien, durch das, was ich musikalisch gut finde.“ Und sie ist ganz sicher kein Profilierungsalbum.aufdem mit technischem Können geprotzt wird. Viel eher ist „Trip“-angesidelt zwischen Jazz, Rock, Elektronik und Weltmusik, die akustische Umsetzung von Erfahrung mit Hilfe von Trommeln.

Wichtig ist Cress,“daß ich bei Soloalben nicht unter Hitparadenzwang stehe.“ So macht er keine Trendplatten und versucht nicht zwanghaft, hip zu sein, sondern musiziert wie er fühlt: „Ich habe vesucht die ganze Technowelt außen vor zu lassen. Ich wollte etwas machen, was man momentan nicht macht. Ich stehe dafür, Dinge auszuprobieren und neue Klänge zu erzeugen.“ Bei dieser Produktion standen Cress Maffay-Bassist Ken Taylor und der Gitarrist Peter Weihe zur Seite, die bei der Live-Präsentation in diesem Jahr auch mit von der Partie sein werden.

Abgesehen vom Dasein als Trommler, Produzent und Geschäftsmann ist Cress auch ein treusorgender Familienvater. Drei Kinder hat er, und eines, wie sollte es anders sein, ist im zarten Alter von vierzehn ebenfalls schon Schlagzeuger. Der Kleine trommelt bei Teenie-Idol Cil, dem Sohn von Abi Ofarim. „Ich habe immer gehofft, daß er nicht trommelt. Aber er hat Riesenspaß auf den Zahnspangentourneen. Ich halte ihn für ein großes Talent. Und zum Glück weiß er, daß vieles im Business nur Show ist. Er soll ruhig spielen, aber ich lasse nicht zu, daß die Schule darunter leidet!“

Als nächstes will Cress (Jahrgang ’52) Golf spielen lernen („Ich komme schließlich langsam in das Alter“). Außerdem fährt er seit kurzem leidenschaftlich Snowboard („Meine neue Passion“). Privat steht der Prince-Fan auf die Fantastischen Vier („Weltklasse“), den Wolf, Madonna und härtere Bands wie Soundgarden und Tool.

Dem vielbeschäftigten Wahlbayern stehen dieses Jahr noch vier Produktionen ins Haus. Darüber hinaus sammelt er Ideen für ein weiteres Soloalbum und ist in Sachen Filmmusik aktiv (zuletzt: „Bandits“). Langeweile jedenfalls ist für Curt Cress ein Fremdwort.