Angel Haze: Deutschland-Debüt im Boiler Room


Im Rahmen der Mercedes-Benz Fashion Week präsentiert sich die US-Rapperin mit einem kurzen Set im "House Of Vans" für eine Boiler-Room-Session.

Wenn sich eine Horde gut angezogener, junger Leute um ein DJ-Pult tummelt, mit aufgesetzter Langeweile mit dem Mobiltelefon herumspielt und dabei „ganz zufällig“ gefilmt wird, dann handelt es sich meist um das Musik-Projekt „Boiler Room“. 2010 ins Leben gerufen, hat der Boiler Room, ein Guestlist-Only-Club, der regelmäßig an verschiedensten Orten stattfindet, schnell an Popularität gewonnen. Am vergangenen Mittwoch, den 15. Januar 2014, fand im Rahmen des „House Of Vans“ (beziehungsweise der Mercedes-Benz Fashion Week) am Berliner Alexanderplatz der Boiler Room statt, der zugleich das Live-Debüt für US-Rapperin Angel Haze in Deutschland war. Neben der aufstrebenden Künstlerin gab es (DJ-)Sets von Letherette, Lapalux, DāM-FunK und Kode9.

Wie genau man in den Boiler Room kommt, ist nicht klar. Für das Spektakel am Mittwoch lagen beispielsweise einen Tag vor der Show in verschiedenen Vans-Stores in und rund um Berlin wenige der begehrten Wristbands bereit, eben wie „Wild-Cards“. Rein kommt man sonst nur mit Einladung. Ziel der Macher: eine intime Atmosphäre, bei der der Zuschauer das Gefühl haben soll, daheim zu sitzen. Für die tatsächlich Daheimsitzenden wird der Boiler Room immerhin live im Netz gestreamt.

Mit Letherette beginnt der Abend um 22 Uhr. Um 23 Uhr folgt Lapalux, dann folgt der Hauptact: US-Rapperin Angel Haze, die dieser Tage nach langem Hin und Her nun endlich ihr Album DIRTY GOLD veröffentlicht, das aber schon seit einem Monat im Internet zu haben ist. Begleitet wird Angel Haze, die mit bürgerlichem Namen Raykeea Wilson heißt und ihren Künstlernamen von einer Porno-Darstellerin abgeguckt hat, von einer Live-Band. Die hübsche Haze rappt unermüdlich und, vor allem, fast ohne Playback. Samples gibt es nur an den nötigsten Stellen. Performt werden hauptsächlich Songs vom neuen Album – klar, sind diese doch deutlich massentauglicher als ältere Stücke.

Von der Bühne tritt Angel Haze leider schon nach einer Handvoll Songs, nimmt sich aber reichlich Zeit für ihre Fans, macht Foto nach Foto. Zu diesem Zeitpunkt sieht die Amerikanerin besorgniserregend erschöpft aus. Wollte sie auf der Bühne alles geben, gibt sie danach zu: „I’m dead as a result“ – und das nach nur knapp einer halben Stunde Konzert. Aber Ausdauer gewinnt man ja bekanntlich nur durchs Üben – und da es schon Spaß bringt, ihr bei ebendiesem zuzuschauen, ist es nur empfehlenswert, sich Angel Haze live zu geben.

Am Ende ist es nicht der viel zu kurze Auftritt, sondern die Location, die dem Konzert einen negativen Beigeschmack gibt. Der schlechte Sound im „House Of Vans“ zeigt, dass auf die Musik an diesem Abend leider viel zu wenig Wert gegeben wird. Beeindruckende Visuals bei schlechter Soundqualität zeigen deutlich: Hier geht es um Mode, Prestige und erst an letzter Stelle um die Musik.

Nach dem kurzen Konzert der Rapperin geht es nebenan – der Boiler Room ist gar kein „Raum“ in diesem Sinne – weiter mit dem Modern-Funk-Künstler DāM-FunK, Kode9 schließt den Abend ab.