Arrigo Polillo – Jazz: Geschichte und Persönlichkeiten der afroamerikanischen Musik


Arrigo Polillo ist Italiener und in Italien das, was man in Deutschland von Joachim Ernst Behrendt sagt – der Jazz Papst. Aber da in Italie:. der echte Papst residiert, können wir im Falle Polillo auf diesen Titel verzichten er brilliert in seinem Jazzbuch auch so.

Auf knapp siebenhundert Seiten präsentiert sich Poliilo als Intimkenner der Jazz-Szene von ihren Anfängen bis heute. Arrigo Poliilo, Jahrgang ’19, hat ein halbes Jahrhundert Jazzgeschichte mit eigenen Augen und Ohren verfolgen können (er gibt in Italien auch ein sehr geschätztes Jazz-Journal heraus), er kennt zahllose Jazzgrößen persönlich, ist mit ihnen befreundet, so daß sein Buch weit mehr ist, als das Aneinanderreihen von Biografien berühmter Jazzer. Oberflächliches Anlesen der einzelnen Kapitel genügt hier keineswegs; JAZZ ist so dicht, so intensiv und lebendig geschrieben, daß man sich schon bald festliest und es gar nicht mehr auffällt, daß sein Werk in einer nicht leicht verdaulichen, zum Teil komplizierten Sprache geschrieben ist.

Sehr gut sind ohne Zweifel seine Analysen zur Geschichte des Jazz, vom sozialen und politischen Hintergrund bis zu den einzelnen, sich im Laufe der Jahre entwickelnden Stilrichtungen/ Spielarten/Orten des Jazz (Minstrel, New Orleans, Chicago, Swing, Bebop, Hardbop, Free Jazz z.B.). Hier geht Polillo ins Detail, ist genauer Beobachter, gewissenhafter Rechercheur.

Schwierigkeiten hat er mit der Einflußnahme der Rockmusik auf den Jazz. Da zeigt er Grenzen, ist nach meiner Meinung zu wenig gewillt, links und rechts vom Jazz-Weg zu schauen, zu hören. So mißrät dieses Kapitel, was sehr schade ist, die Jazz-Puritaner allerdings nicht stören wird.

Neben profunden Detail-Kenntnissen schlägt Poliilo gelungene Bögen, verbindet Statisches mit Persönlichem. Das macht das Buch spannend.

Die Vorstellung der einunddreißig Jazz-Persönlichkeiten (von Jelly Roll Morton überEarl Hines, Count Basie, Charlie Parker, Ella Fitzgerald, Lennie Tristano bis zu Miles Davis und Ornette Coleman) erfolgt in zeitlichchronologischer Folge. Die Auswahl ist durchaus repräsentativ für die Geschichte dieser Musik, zeigt aber auch hier die konservative Haltung des Autoren.

Es gibt in Deutschland kaum vergleichbar umfassende Literatur. JAZZ ist als Standartwerk wirklich empfehlenswert. Es hat nur einen Nachteil – es ist recht teuer. Aber da kommt Ostern, es gibt Geburtstage und Weihnachten…