Aus DAS ARCHIV – Rewind: Donna Summer im Blind Date


Im Juli 1989 luden wir Donna Summer zum Blind Date ein und spielten ihr Songs unter anderem von Paula Abdul und Boy George vor.

Ihr Comeback hat die einstige Disco-Queen zwar In die Hände der Hitfabrikanten Stock/Aitken/Waterntan gelegt; für Stallkollegin Samantha Fox oder die englischen Newcomer Transvision Vamp hatte sie beim Blind Date allerdings nur ein recht gequältes Lächeln übrig. Als Kritikerin blieb sie lieber Ihren schwarzen Traditionen treu, und der Groove von Soul II Soul riss sie schier vom Hocker.

Texas: „I Don’t Want A Lover“

„Oh, das kenn‘ ich! Die Melodie ist super, und das Mädchen hat eine tolle, glasklare Stimme. Klingt sehr amerikanisch mit den Country & Western-Anleihen. Ich hätte drauf geschworen, daß sie aus Amerika sind, noch dazu mit dem Band-Namen .Texas‘. Nach Schottland hört sich das wirklich nicht an.“

Paula Abdul: „Straight Up“

„Eins von meinen absoluten Lieblingsliedern. Riesenhit! Paula hat früher mit mir getanzt. Sie ist ein Karrieretyp, sie kämpft für ihren Erfolg, und sie hat das Zeug dazu, oben zu bleiben. Von ihr wird man noch mehr hören.“

Boy George: „Don‘ Take My Mind On A Trip“

„Boy George, oder? Ich hab das Stück noch nie gehört, aber es gefällt mir. Sicher, es klingt ganz anders als Culture Club, aber man sollte nicht immer alles vergleichen. Er muß sich halt auch am momentanen Publikumsgeschmack orientieren, um wieder einen Fuß in die Tür zu bekommen.“

Four Tops: „Change Of Heart“

„Billy Ocean? Oh, nein, jetzt weiß ich’s, die Four Tops! Die verehre ich schon immer. Die Stimme von Levi Stubbs ist unvergleichlich. Solche Talente sind nicht totzukriegen.“

Mandy Winter: „He’s A Man“

„Ein deutsches Girl? Ja, hm, also wenn sie weiter am Ball bleibt, könnte vielleicht was draus werden. Immerhin singt sie einigermaßen akzentfrei Englisch. Anfangen muß halt jeder mal, nicht?

Samantha Fox: „I Only Wanna Be With You“

„Das muß Mock/Aitken/Waterman sein. Unheimlich kommerziell. Die Nummer ist doch ein Hit aus den Sixties, nicht wahr? Da kann dann auch jeder gleich mitsingen. Wahrscheinlich gibt es tatsächlich auch Leute, die sowas gerne hören, vielleicht in der Früh, wenn sie aufstehen oder zur Arbeit fahren. Für mich wäre das zu dieser Tageszeit eine Tortur.“

Holly Johnson „Americanos“

„Was singt der denn für ein grausiges Englisch? Was ist er – Deutscher, Italiener, Franzose? Das kann kein Engländer sein. Nein, gefällt mir überhaupt nicht. Wer ist das, Holly Johnson? Ihr nehmt mich auf den Arm! Nun ja, auch ein bescheuerter Song kann sich im Ohr einnisten. Es gibt Lieder, die man plötzlich vor sich hinsummt, und dann ärgert man sich furchtbar darüber. Ich vermute, das ist eins von der Sorte.“

Roy Orbison: „She’s A Mystery To Me“

„Das ist doch der, der gerade gestorben ist, Roy Orbison. Man spielt ihn zur Zeit überall in Amerika. Ich bin auch mit seiner Musik aufgewachsen, er hat unheimlich packende Lieder gesungen früher, mit soviel Emotion. Vielleicht liegt das an seiner Blindheit, daß er soviel Gefühl in seine Lieder legen konnte.“

Soul II Soul: „Keep On Moving“

„Wow, ein großartiger Song. Unglaublich funky. Mach’s nicht aus, ich will das nochmal hören. Wer ist das? Wirklich toll. Ich brauch dieses Lied! Die Platte muß ich meinem Mann mitbringen. Toll! Die Stimme von dem Mädchen! Das ist Musik, die direkt in die Hüften geht. Los, spiel das nochmal für mich!“

Rainbirds: „Sea Of Time“

„Sie singt fast wie Debbie Harry. Sind das Deutsche? Könnte sofort ein Hit in Amerika werden, weil es nicht alltäglich ist. Sehr eigenartig. Wie sie die Tonlagen wechselt, das ist anders, und der Text ist gut, vor allem für eine Deutsche. Musik richtig zum Zuhören.“

Transvision Vamp: „Baby I Don’t Care“

„Klingt am Anfang wie ,Wild Thing‘. Völlig zusammengeklaut. Das Mädchen ist auch nicht besonders: Ihre Stimme klingt so blechern, sie kreischt. Ich mag gute Rockmusik, aber das Ganze muß schon ein gewisses Niveau haben. Das ist kein ehrlicher Rock’n’Roll.“