Bad Religion


Greg Graffin sitzt in einem Radio-Stuio und spricht. Das ist gut so – denn gleich nebenan soll er in ein paar Minuten mit den Seinen ein Radiokonzert geben. Also redet er schon mal über die Dinge, die da kommen. „Wir haben mit Bad Religion auch schon mal ein Akustik-Set versucht. Aber das hat nicht so gut geklappt – und jetzt machen wir eben weiter Krach.“ – „Ah ja“, sagt der Radiomann, und das wartende Publikum im Kultkomplex-Cafe des WDR-Senders „Eins Live“ freut sich. Und sieht ansonsten ganz so aus, wie man sich die Kundschaft eines Punkrock-Konzerts nun mal vorstellt. Die Klientel hat jede Menge Blech im Gesicht, und neben den diversen Piercings werden auch noch reichlich Tattoos spazieren getragen. Die 150 Besucher haben ihre Karten bei „Eins Live“ gewonnen, und etliche unter ihnen dürften sich in den Anfangstagen von Bad Religion noch mit „Playmobil“ beschäftigt haben. Und weil das so ist und ein Radiosender eben auch morgen Hörer braucht, die hören können, werden Ohrenstöpsel gereicht. Safer Punk, sozusagen.

Den boten dann auch Bad Religion: Ein kurzes Anzählen mit den Drumsticks, zwo-drei-vier, und ab geht’s. Der Off-Beat läuft durch wie am Schnürchen, der Tempomat steht meistens auf High Speed, und Bad Religion spielen ihr Set routiniert und solide runter. In einer knappen Stunde gibt’s 17, 18 oder vielleicht auch 19 Songs, nur die Ramones waren schneller. Was ja sehr schön ist. Noch schöner ist nur, daß Greg Graffin es dann irgendwann dem Veranstalter gleich tut und an die Gesundheit der Zielgruppe denkt. Pogo ja, aber bitte nicht so doll. „Die Scheinwerfer hängen ziemlich niedrig“, sagt er, „paßt auf eure Köpfe auf.“ Es hätte ein typisches Bad Religion-Konzert werden können – wenn da nicht Herr Andreas Frege gewesen wäre. Der stand anfangs artig im Publikum und sang textsicher mit. Dann aber gab er die Fanrolle auf, verwandelte sich in Campino, enterte die Bühne und sang anschließend mit seinen Idolen „Raise Your Voice“.