Beastie Boys – Berlin, Tempodrom


Den halben Nachmittag hatten sie über die Zeltstangen des Tempodroms gerülpst, eine Dose nach der anderen aufgeknipst und nach einer geeigneten Schlampe für den Käfig gesucht, der abends die Bühne der Beastie Boys zieren sollte. Zwischendurch spuckten sie ein paar wertvolle Budweiser-Tropfen in diverse Interview-Mikrofone.

Als es langsam dunkel wurde, strömten die Hip Hop-Fans durch die massiven Absperrungen ins Zelt. Schwarze und Weiße, scharenweise Besatzergören in Baseball-Uniformen, Punks. Skins. frisch rasierte Hippies. Yuppies, alle kamen. Yeah man, Beastie Boys sind das neue große Ding!

Während sich drinnen und draußen noch ein paar Idioten wegen diesem und jenem, aber meistens wegen fehlender Mädchen oder Bierdosen prügeln, kurbelt der schwarze DJ hinten auf der Bühne den Sound an. Und dann Mike D., MCA und Ad-Rock. Hilflos glotzen sie von der Bühne runter auf die Keilereien: „Hey, you want fight or music?“ Die Antwort kommt klar: „We want a fight for the right to have a fight!“

Doch dann siegt das moderne Entertainment. Dumm, geil und völlig ohne Witz beginnen die Boys abwechselnd ihre fiesen Geschichten aus dem Schweinestall und dem Schlafzimmer ihrer Eltern rauszukotzen. Hilflos wakkelt das Gruft-Girl zwischen den Gitterstäben herum. Ihre moderige Unterwäsche scheint selbst die Budweiser-Punks auf der Bühne nicht anzumachen. Gierig schreien sie nach „Big Tits“ aus dem Publikum. Drei oder vier werden ihnen unter viel Gekreische angeboten. Aufgekratzt schlittern die B-Boys durch ihre Bierlachen, machen Faxen, greifen sich an die Eier und spritzen mit Bier, als ob sie nichts anderes hätten. Rap. Disco, Funk, Heavy Metal, Punk — die Beastie Boys stopfen alles in ihre Blechbüchsen und treten drauf.

Zugabe, natürlich. Ein riesiger, pneumatischer Schwanz richtet sich auf und droht, das Zelt zu zerreißen. Schweiß perlt von ihm ab. Mann, ist das aufregend. Pinkelpause.

Sechs ungeschnürte Adidas-Schuhe wippen auf die Bühne, riesige kitschige Goldketten baumeln durch die Luft.

Die selbe Power, nur mit mehr Stil. Run DMC bilden eine musikalische Einheit. Einer von ihnen macht den DJ, der zweite spielt den Epileptiker (und schmeißt erst mal den Mikroständer in die Lichtanlage), der dritte tänzelt locker im Jogginganzug. Ein Wildgewordener rennt beim Freudentanz gegen einen Pfeiler. Sonst passiert nicht viel.