Berlin Calling


Er ist zurück: Mit THE NEXT DAY erscheint im März ein neues David-Bowie-Album. Ein Spaziergang auf den Spuren des Mannes, der von 1976 bis 1978 in Berlin lebte -und in der Single „Where Are We Now?“ das Lied der Hauptstadt singt.

Der Plan beginnt spätestens im Sommer 1972 zu reifen. Da treffen sich drei junge Musiker in London, nehmen zusammen Drogen und fantasieren über dieses unsägliche Berlin, diese großartige Künstlerhochburg in den Goldenen Zwanzigern und das furchtbare Terrordrom in der Zeit danach. Zwei Amerikaner, ein Brite, sie sind high, schwafeln und streiten. Das Musical „Cabaret“ ist im selben Frühjahr mit Liza Minelli in die Kinos gekommen, das Thema Berlin kurz vor der faschistischen Machtergreifung im öffentlichen Bewusstsein – und da wollen diese drei Jungspunde nicht nachstehen. So erinnert sich Angela Bowie an diese Nacht.

Der eine, Lou Reed, wird tatsächlich ein Album aufnehmen, in dem die Ära irgendwie nachwirkt. BERLIN heißt es, Reed war zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal in der Stadt, es geht um Lieben, Hassen und Drogennehmen, einige Monate nach diesem denkwürdigen Abend erscheint die Platte, und der „Rolling Stone“ nennt sie sofort „eine Katastrophe“. Das Magazin ändert seine Meinung 40 Jahre später und wählt BERLIN unter die 500 besten Alben aller Zeiten.

Der andere, Iggy Pop, wird noch ein wenig seinen Drogenkonsum verfeinern. Er zieht Unmengen an Kokain durch die Nase, wiedervereinigt seine Band The Stooges, nimmt mit ihr ein Album auf. Bassist Dave Alexander ist bereits so alkoholkrank, dass er die Produktion nicht durchsteht und 1975 stirbt. In Los Angeles weist sich Iggy Pop in die Rehabilitationseinrichtung der University of California ein, ein Jahr später wird ein smarter Brite ihn in Kalifornien aufgabeln und mit nach Westberlin nehmen.

Der Brite ist der dritte Musiker, der an diesem Londoner Sommerabend 1972 so formvollendet abstürzt. Es ist Angelas Ehemann, David Bowie. Er wird im August 1976 nach Westberlin ziehen, über knapp zwei Jahre hinweg bis 1978 in Schöneberg wohnen und dabei drei ziemlich bahnbrechende Platten auf den Weg bringen: LOW, HEROES, LODGER. Sie werden die Berlin-Trilogie bilden, eine Schaffenszeit, die Bowie-Kenner gern als seine wichtigste bezeichnen. Und in der David Bowie seinen größten Evergreen schreibt, der nie ein richtig kommerzieller Hit wird: „Heroes“, die Geschichte zweier Liebender im Schatten der Berliner Mauer.

So wie dieser große Song nie wieder die Menschen loslässt, so lässt auch die Stadt ihren berühmten Gast nicht mehr los. Am 8. Januar dieses Jahres, zu seinem 66. Geburtstag, veröffentlicht Bowie überraschend ein Lied, das zum ersten Mal mit konkreten Ortsangaben auf die einst geteilte Stadt anspielt: „Where Are We Now?“.

Potsdamer Platz, Nürnberger Straße, KaDeWe, Bösebrücke, Bowie schlägt einen Bogen von seiner Zeit in den 70er-Jahren über die Grenzöffnung an der Bornholmer Brücke 1989 bis hin zum Millenniumstaumel einer wieder werdenden Stadt, die den Potsdamer Platz eifrig bebaut. Da sitzt also ein älterer Herr in New York und amüsiert sich: Hätten wir auch nicht gedacht, dass wir am Potsdamer Platz mal wieder einen Zug nehmen können. Sofort schießt das Lied auf Platz sechs der britischen Charts hoch, sein größter Erfolg, seit „Absolute Beginners“ 1986 ein Nummer-zwei-Hit war.

Wo sind wir jetzt? Natürlich in der Hauptstraße 155, Schöneberg, Nähe U-Bahnhof Kleistpark. Von der Adresse hat David Bowie in einem Interview mit dem Berliner „Tagesspiegel“ behauptet: „Die vergesse ich niemals. Das waren sehr wichtige Jahre in Berlin. Es war in so vieler Hinsicht befreiend für mich, in Berlin zu leben.“

Es ist schwer sich vorzustellen, dass in diesem abweisenden Altbauklotz ein Gefühl der Freiheit aufkommen kann. Der fünfgeschossige Bau ist eingeklemmt zwischen anderen Altbauten, die Fassade irgendwann abgeschlagen, vor dem Haus verläuft die laute mehrspurige Hauptstraße, und im Hinterhof scheint kaum die Sonne hindurch. Ganz besonders, wenn man wie Bowie in der ersten Etage gelebt hat. Jeder Berliner kennt die Wehklagen von Gepeinigten, die behaupten, sie würden in jenem Stock nicht mal bemerken, welches Wetter gerade draußen sei.

Wie gravierend muss erst der Unterschied für einen sein, der gerade aus Los Angeles ankommt. Da hat David Bowie bis zum Frühjahr 1976 gelebt, erst in Beverly Hills, dann in Bel Air, und vor allem Kokain geschnüffelt. Tobias Rüther, Journalist bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und Autor des sehr gelungenen Buches „Helden – David Bowie und Berlin“, beschreibt den Sänger zu jener Zeit wie folgt: „Er sitzt bei schwarzen Kerzen im Schneidersitz da, murmelt Zaubersprüche und malt Pentagramme.“ Den Swimmingpool lasse er fachmännisch exorzieren, nur leichte Mädchen und Drogendealer dürften in sein Anwesen am North Doheny Drive 637. Das klingt nicht gut, gar nicht gut, das fällt sogar Bowie selbst auf, er verlässt die Stadt und nennt sie später „die ekelhafteste Warze am Hintern der Menschheit“.

In der ersten Etage in der Hauptstraße hat Bowie gelebt, mit seiner Assistentin Coco Schwab und Iggy Pop. Sieben Zimmer, hohe Decken, Küche, Bad, Miete: „irgendwas zwischen 500 und 1 000 Mark, der Mythos ist sich da nicht so sicher“ (Rüther). Es gibt eine gut ausgestattete Küche mit einem großen Eichenholztisch, an dem Weihnachten 1976 Gans serviert wird. In einem Zimmer stehen eine Stereoanlage und ein Sessel, in den anderen liegen Matratzen herum. Schöner wohnen geht anders.

Heute deutet nichts an diesem Haus auf seinen berühmten Ex-Mieter hin, kein Hinweis, kein Schild. An dem Gebäude prallt jede Form von Verehrung ab, im Erdgeschoss buhlen eine Physiotherapie, ein Tattooladen und eine Musikbar um Laufkundschaft. In der ersten Etage soll inzwischen eine arabisch-stämmige Großfamilie wohnen, vorher soll laut Lokalpresse eine Arztpraxis in den Räumen gewesen sein – natürlich alle ohne eine Ahnung, wer sich früher durch die Flure schleppte. Nichtsdestotrotz geht eine Frau in Leoparden-Imitat-Jacke und mit schwarzem Hut durch den Hinterhof, sie schaut an den Fenstern hoch, als suchte sie nach etwas, und es ist durchaus möglich, dass sie dem Geist eines längst ausgezogenen Musikers nachspürt.

Spuren hat auch David Bowie in Berlin verfolgt. Er ist Christopher Isherwood in die Halbwelt der Schwulen gefolgt, die Isherwood mit „Goodbye To Berlin“ mystifiziert hat – jenes Buch über die frühen 30er-Jahre, auf dessen Grundlage der Welterfolg „Cabaret“ entstand. Isherwood wohnte Ende der 20er-Jahre in der Nollendorfstraße, einen 20-minütigen Spaziergang von der Hauptstraße entfernt.

Seine persönliche Sally Bowles, das Lebegirl aus dem Buch, findet Bowie auch: Romy Haag, eine Travestiekünstlerin. Die geborene Niederländerin hat einen Nachtclub an der Fuggerstraße und wohl eine Liaison mit dem Sänger. Angeblich soll er nicht so erfreut gewesen sein, als sie damit an die Presse geht. Jedenfalls kühlt sich das Verhältnis nach einiger Zeit ab.

Wer dieser Tage die Fuggerstraße 33 sucht, findet auch einen Club – allerdings eine als Disco getarnte Sexkneipe. Im „Connection“ leben homosexuelle Männer jene Freizügigkeit aus, die Bowie gern propagiert hat. Oben gibt es eine Tanzfläche als Alibi, im Kellergeschoss wird gerammelt. Gerade bei schwulen Touristen, die zum ersten Mal in Berlin sind, ist der Eckladen als Anlaufstelle beliebt.

Ein anderer Laden konserviert noch den Flair aus Bowies Tagen. Zwei Häuser von seiner Wohnung entfernt, in der Nummer 157, hat damals gerade das „Andere Ufer“ eröffnet – die erste Schwulenbar Berlins, in der es große Fenster zur Straße und keine heruntergelassenen Rollläden gibt. Die Botschaft ist klar: Wir wollen uns nicht länger verstecken. Oft ist Bowie hier zu Gast, trinkt Kaffee und raucht Gitanes, er hat selbst mal in einem Interview in den frühen 70er-Jahren zum Unwillen seiner damaligen Frau Angela erklärt: „Ich bin schwul.“ Als eines Nachts die Scheibe eingeworfen wird, ist Bowie zur Stelle, hält Wache, bis die Polizei kommt.

An den früheren Sympathisanten erinnert man sich gern im „Neuen Ufer“, wie das Lokal nach einem Betreiberwechsel seit einigen Jahren heißt. Eine lange Holzbank an der Wand, eine schwarz lackierte Tür, übermaltes flexibles Metall, das an die Wand genietet wurde – die 80er-Jahre scheinen hier noch sehr lebendig. Über den Tischen hängt eine bunte Pappmaché-Kette: „Happy 66th Birthday“. In dieser Samstagnacht hat die Bar den Geburtstag von David Bowie gefeiert. Der Barkeeper erzählt, dass es so voll wie lange nicht mehr war. Es war das erste Mal seit zehn Jahren, dass ihm fast das Bier ausgegangen sei. Zum Glück habe das Nachbarlokal etwas spendiert, sodass bis halb fünf gefeiert werden konnte – mit Männern, die sich auch manchmal fragen, wo ihre Freunde und Liebhaber jetzt sind.

Wie die Bar selbst zur Legende geworden ist, bemerkt der Gast spätestens, wenn er an einem der Holztische in der aktuellen Ausgabe des schwul-lesbischen Stadtmagazins „Siegessäule“ blättert. Im Interview erzählt der Musiker Wolfgang Müller (Die Tödliche Doris), dass früher keine Frauen im „Anderen Ufer“ arbeiten durften – und dass im „angeschwulten ‚DNC‘ in der Damaschkestraße“ die Türsteher David Bowie nicht erkannten und nicht hineinließen.

So hat Bowie mehr Zeit, sich der Kunst zu widmen. Er schaut im Brücke-Museum vorbei, huldigt dem Expressionismus und kauft beim Galeristen Artur Vogdt eine Vorstudie zu Emil Noldes „Die Heiligen Drei Könige“ und Ernst Heckels Farbholzschnitt „Weiße Pferde“ – „zu unglaublichen Preisen“, wie er später in einem Interview bekennt.

Der Sänger radelt durch die Stadt, nimmt den Bus, wird Teil der Stadt. Die Berliner bedrängen ihn nicht, auch das eine Qualität, die Bowie sehr schätzt. Er führt wieder ein halbwegs normales Leben.

Spektakulärer sind die Anekdoten, die man sich aus jenen Tagen erzählt. David Bowie sieht am Kurfürstendamm einen Dealer, der ihn übers Ohr gehauen hat. Mit seinem schwarzen Mercedes fährt er in den Wagen des Mannes hinein, immer und immer wieder, minutenlang. Bowie besucht 1978 die Eröffnung des Kreuzberger Punk-Clubs „SO 36“ im weißen Anzug und mit getönter Sonnenbrille und erzählt sich mit Iggy Pop Judenwitze. Bowie besucht im Winter 1978 den angesagten Club „Dschungel“ am Winterfeldtplatz, am selben Abend kommt auch Michel Foucault, und keiner erkennt den anderen. Bowie schmeißt Iggy Pop aus der Wohnung, weil der ständig aus dem Kühlschrank die Lebensmittel klaut, die der Brite in der Feinkostabteilung des KaDeWe gekauft hat.

Immerhin darf der blond gefärbte Pop in eine Wohnung im Hinterhof einziehen – und im Studio ist er nach wie vor dabei. Aus den Hansa-Studios an der Köthener Straße gibt es auch Geschichten zu erzählen. Damals lagen die Studios in Sichtweite der Mauer, kaum 50 Meter entfernt sah man die Wachtürme der DDR-Grenzsoldaten. Eines Abends, die Fenster waren weit geöffnet, der Sänger übt ein Lied ein, er bemerkt die Grenzer auf den Wachtürmen und richtet die Scheinwerferlampe des Studios auf die Soldaten. Die Mitarbeiter des Studios gehen in Deckung. Schließlich herrscht Kalter Krieg, die DDR-Führung unter Erich Honecker ist nicht als kunstsinnig bekannt. Wolf Biermann wurde 1976, im Jahr von Bowies Ankunft, ausgebürgert. Eine Reihe Prominenter folgten – Nina Hagen, Katharina Thalbach, Manfred Krug. Aber kein Schuss geht los an jenem Abend. Zum Glück.

Im Hansa-Studio nimmt David Bowie HEROES auf, im Meistersaal, einem ehemaligen Ballsaal aus den 20er-Jahren, in dem Jahre später Bands wie Depeche Mode, U2 und R.E.M. dieselbe Energie einzufangen suchten. Der Legende nach sah Bowie ein Paar, das sich jeden Tag zu einem Stelldichein an diesem unwirtlichen Ort traf. Im „NME“ staunt er im November 1977: „Von all den Orten, an denen man sich in Berlin treffen kann, warum sucht man sich da ausgerechnet eine Bank unter einem Wachturm an der Mauer aus?“

Bowie-Biograf Tobias Rüther kontert: „Von all den Orten, an denen man genesen, clean werden und Musik aufnehmen kann, warum sucht sich Bowie ausgerechnet Berlin aus?“ Iggy Pop jedenfalls scheint das Rehab-Programm nicht aufrechtzuerhalten. Diverse Male berichten Zeitzeugen, wie der amerikanische Sänger sie nach Dealern befragt und im Weiß-der-Teufel-Rausch durch die Kneipen zieht. Bowie soll für seine Verhältnisse enthaltsam gelebt haben. Nur Bier war im Studio erlaubt, keine harten Drogen, er selbst gibt zu, in Berlin von der Kokainsucht heruntergekommen zu sein. Das ist nur mit einer harten Disziplin zu erklären, in einer Stadt, in der Christiane F. am Bahnhof Zoo steht und wie selbstverständlich Heroin spritzt.

David Bowie hat in nur eineinhalb Jahren drei Platten gemacht, zwischendurch war er für Tourneen und Promotion gar nicht in der Stadt, er muss also eisern an seiner Kunst gearbeitet haben – für ein Output, das heute normalerweise über wenigstens sechs Jahre gestreckt wird. Disziplin ist das Schlüsselwort für den Berliner Aufenthalt.

Dass man diese braucht, um in einer Metropole etwas zu schaffen, die gehörig Abwechslung und Ablenkung bietet, das wird dieses Jahr wieder diskutiert. Der australische Musiker Robert F. Coleman hat für die „New York Times“ einen Artikel geschrieben, der seine Leidensgeschichte in Neukölln 2011 erzählte: große Hoffnungen bei der Ankunft, billiger Lebensunterhalt, viele Drogen, viele Partys, kaum Zeit für eigene Musik. In Berlin kommen Musiker zu nichts, weil sie keinen Druck haben.

David Bowie hatte diesen Druck – wenn auch selbst auferlegt. Er war aufgrund einer juristischen Auseinandersetzung mit seinem früheren Manager fast pleite, wollte künstlerisch mit seinen Alter Egos brechen. Kein Ziggy Stardust mehr, kein Thin White Duke, nur noch Bowie. Er tritt nicht mehr mit Make-up auf wie eine schlecht gespachelte Drag-Queen, er zeigt sich mit dunkler Lederjacke auf dem Cover zu HEROES – der Berlin-Uniform der späten 70er- und frühen 80er-Jahre.

Seine radikale Abkehr ermöglichen auch neue musikalische Erfahrungen. Die Musik von Kraftwerk, Can und Neu! beeindruckt ihn, für LOW spielt er eine Plattenhälfte von vertrackten Instrumentalstücken ein, die viel mit Krautrock zu tun haben. „A New Career In A New Town“, heißt ein Titel, knapp drei Minuten lang, Gitarrenrock gespickt mit Synthesizer-Sequenzen. „Warszawa“ ist ein sechs Minuten langes Instrumental, das dem Ambient nahekommt, an dem Produzent Brian Eno noch jahrzehntelang werkelt.

Und dann verlässt er 1978 Berlin. Ungeplant passiert es, das genaue Datum lässt sich im Kalender des viel beschäftigten Superstars nicht ermitteln, der Mietvertrag läuft angeblich noch bis 1981. Vorher hat er noch einen Film in Berlin gedreht, „Schöner Gigolo, armer Gigolo“ unter der Regie von David Hemmings. Er wird ein Flop, zerrissen von der Kritik – und mehr braucht man fast nicht zu sagen, außer dass Marlene Dietrich einen denkwürdigen Auftritt hat.

Bowie nimmt LODGER schon in der Schweiz auf, er bestreitet eine Welttour und erhält 1979 das Angebot „Der Elefantenmensch“ auf amerikanischen Theaterbühnen zu spielen. Ein großer Berlin-Moment kommt für ihn erst wieder, als er Pfingsten 1987 zur 750-Jahr-Feier vor dem Reichstag spielt. Er begrüßt die ostdeutschen Fans, die von der anderen Seite auf Dächern und von Fenstern nahe der Mauer ihrem Idol zuhören. Plötzlich beginnen einige von ihnen, auf das geschlossene Brandenburger Tor zuzurennen.

Der Liedermacher Stephan Krawczyk erinnerte sich im „Tagesspiegel“: „Auf der Höhe der Humboldt-Universität war nicht zu erkennen, wo der Mittelstreifen begann und die Straße aufhörte, überall standen junge Leute, kaum einer älter als 40 Jahre, leicht bekleidet, nur in Jeans und T-Shirts. Wenn es in der DDR Menschenaufläufe gab, waren sie organisiert und geordnet. Das hier war anders. Die Menge brüllte:, Die Mauer muss weg!‘ Ein unerhörter Vorgang.“ Und einer, der sofort gestoppt wird. Sicherheitskräfte schreiten ein, Dutzende werden verhaftet.

Zwei Jahre später erzwingen die Ostdeutschen die Öffnung der Mauer. An der Bornholmer Brücke, auch Bösebrücke genannt, geht der erste Schlagbaum am 9. November 1989 hoch. David Bowie war nicht dabei, er singt trotzdem darüber – in seiner neuen Single „Where Are We Now?“

Und wo sind sie jetzt? Lou Reed arbeitet nach wie vor schlecht gelaunt in New York, Iggy Pop lebt im Rentnerparadies Florida, Romy Haag tourt auf Kleinkunstbühnen der Bundesrepublik, Christiane F. soll in Berlin rückfällig geworden sein – und David Bowie? Er träumt in Manhattan von Schöneberg.

Bowie-Portfolio S. 67