Billy Talent Berlin, Arena


Psst: Zumindest in Berlin ist der Sprung auf die nächste Karriereebene für die kanadischen Emo-Rocker ein bisschen misstungen. Hat aber kaum einer gemerkt.

Das alte Hasselhoff-Phänomen: Während die grundsympathische kanadische Punkrock-Kapelle Billy Talent in den USA immer noch die Clubs beackert, gab’s in Deutschland pünktlich zurTour Platin fürs gelungene zweite Album. Offenbar sind sie mittlerweile sogar eine Band für die ganze Familie. Progressive Eltern, mit Ohropax ausgestattet, schultern den Nachwuchs. Das Altersgefälle zwischen den ersten Reihen – Frühteenager- und der Bar hinten um die vierzig-ist beachtlich. Schön dann der Auftakt: Billy Talent haben jetzt soeinen richtig Superstar-mäßigen Vorhang, der die Farbe je nach Beleuchtung von Weiß zu Rot wechselt und auf dem sich zum Takt des Openers „This Is How itGoes“ die Silhouetten der Musiker abheben. Dann macht’s Bumm, der Sturm bricht los, und damit ist der Spaß leider vorbei: die Akustik blechern, die Band untight, die Backings nicht auf den Punkt-ein Krawall. Ben Kowalewiczs Stimme, eh eine zum Lieben oder Hassen, schält sich live in ihrer ganzen Helium-grundierten Pracht aus dem stetigen Tosen wie eine hyperaktive Ziege auf Speed. Aber Klangästheten sind hier ohnehin inderMinderheit. DerVorteil eines großteils minderjährigen Publikums istja dessen Genügsamkeit. Und eine gewisse Empfänglichkeit für kalkulierte An sagen:“To belieue in peace“ sei ja wichtig, erklärt Ben in einer Pause. Aber leider gebe es eben Leute, die finden,“war istheonstuer“, wie z.B., man ahnt es, George W.Bush! Der Saal tobt, schnell wird nachgesetzt: „I love women“, bekennt der in gutem Kontakt zu seiner weiblichen Seite stehende Sänger. Nur: Manche Frauen seien dann eben doch ein „devil with tits“ -insbesondere die Ex. Tosender Lärm, „In A Perfect World“. So geht das immer weiter. Allmählich fällt zudem die austauschbare Struktur der Songs auf, mit den ewigen Stakkato-Chören, der Laut/Leise-Oynamik, den spitzen Schreien zwischendurch. In solche Überlegungen platzt „Red Flag“, der deutschlandexklusive Hit, mit dem Billy Talent noch mal ganz laut Danke sagen. Was soll man den Miesepetergeben; den meisten gefällt’s ja. Beim Rausgehen läuft Bobby McFerrins „Don’t Worry, Be Happy“. Na dann. >» www.billytalent.com