Björk: Sie ist und bleibt ein Genie


Wer an ihrem Tun herummäkelt, fühlt sich entweder grundsätzlich von Björks exzessivem Vokalausdruck belästigt oder hat eben immer was zu meckern. Ihre Soloalben sind allesamt Meisterwerke, ihr künstlerisches Wirken ist rundum außergewöhnlich. Aber ist das überhaupt noch Pop? Auch wenn diese kleine Frau die engen Grenzen immer wieder neu auslotet: Ja, auf jeden Fall! Das ist ja das Erstaunliche an Björk: Sie kann sich einen Stoff-Schwan oder eine strafienbauarbeitergelbe Plastikhülle um die Hüften binden und von Harfe, Chor und Topfklopfen begleitet ihre Stimme durchs Rückenmark aller kriechen lassen – und doch bleibt es Pop. Im ursprünglichsten Sinne von Melodienreichtum in allen Farben, vom Operettenhaftem über magenzerrende House-Basslinien bis hin zur romantischen Spieldosenmusik – alles ist eingängiger, als die komplexen und unorthodoxen Arrangements ihrer Stücke vermuten lassen. Für letzteres zeichnen auch immer wieder kongeniale Partner verantwortlich, die sich Björk als aufmerksame Beobachterin der internationalen Musikszene jenseits der Charts gezielt an ihre Seite holt.

Danke dafür: Lars von Trier machte Björk bei den Dreharbeiten zu „Dancer In The Dark“ das Leben zur Hölle, so dass sie nach deren Ende umgehend auch das Ende ihrer Filmkarriere ausrief. Danke dennoch für einen Film, der als Beweis dafür genügt, welch wandlungsfähige Künstlerin in diesem kleinen, Wesen steckt. Was hat sie uns beschert? Großartige Musik, die jede CD-Sammlung aufwertet. Erst recht, wenn sich durch Björks Querverweise Neuerer wie Matmos oder LFO darin verirren.

Das wollen mir als nächstes uan ihr sehen: Eine Oper, eine Dekade reinen Ambient, Planetenmusik, ein Konzert im Inneren der Erde und eins auf dem Mond … Sie tut ja sowieso, was Sie Will.