Brennzeichen


Wenn ich einmal groß bin, will ich am Südpol heulen, weil ich Hitzepickel habe und keine Frostbeulen . . . Zehn Kranke, wir danken im voraus, danke Penis, danke Penis, danke Penis“ — mit einer gehobenen Portion Wohnsinn eröffnet Das neue Brot seine erste LP .Arbeit‘. Jimi, Jacobus und Enno sind zwischen 17 und 19, kommen aus Hamburg und machen etwas, das den meisten heimischen Bands abgeht: Sie suhlen sich in ihren hübsch wirren Obsessionen und verkaufen sie — höchst facettenreich und eklektisch dargeboten — als unumstößliche Wahrheiten.

Das Neue Brot produzierte eine Single namens .Fleisch/Eher die Regel“, die überschwengliches Lob d“=r Presse einheimste. Ihre igs zitieren in Beats, Breaks und Riffs die komplette Pop-Geschichte, sie sind tanzbar, aber nur hintergründig »Doncefloor“. Die Grenzen zwischen Ernst und Parodie verschwimmen — wos bleibt, ist eine dreckige, selbstbewußte Teenage-Hysterie, an der man sich nicht satthören kann. Unterstützung der Hamburger Lokalprominenz hatten sie genug: An der „Arbeit“ beteiligten sich die Lassie Singers, Die Mädchen und einzelne Mitglieder von den Sternen, Mastino, Milch und Carnival Of Souls. Jacobus:

„Früher ging es um Rock ’n‘ Roll und Mädchen, heute geht es um alles. Mindestens. “ ffsaj ¿ Mit ihrem zweiten Album „Shadowjesus“ wagen Arts & Decay den Sprung aus der Gruft in die große freie Rockwelt: Wo einst Kollege Computer das metronomische Morschtempo angab, sorgt nun der Kanadier Max Payne mit vitalem Drumming für organisches Flair. Die vielseitige, von Metal bis Folk variierende Gitarrenarbeit, dezente Synthies sowie eingesprengte Mandolinen und Fidein stehen genauso für die neue Offenheit, wie dos verstärkte Augenmerk auf Songstrukturen. „Es ging uns diesmal wirklich um die Songs, nicht mehr um eine durchgängige Soundattitüde“, betont Gitarrist Michael Malberstadt.

Der stilistische Befreiungsschlag hat das Selbstbewußtsein der Band aus Kaiserslautern derart gesteigert, daß man sich an ein überlanges Konzeptalbum wagte: Suiten-artig versuchen die Songs den Kreislauf von Geburt, Leben und Tod nachzuerzählen, inklusive jener Deformationen, die die Gesellschaft dem Individuum aufzwingt. „Das sollte auch unser Cover verdeutlichen, versehen mit dem ältesten Firmenzeichen der Welt. Das ist übrigens noch nicht mal geschützt — wir halten uns vorsichtshalber erkundigt!“