Bright Eyes


Conor Oberst offenbart im Londoner Club Scala eine neuartige Zuversicht. Auch wenn er der Liebe noch immer nicht so ganz über den Weg traut.

Happy Valentine’s Day!“, ruft Conor Oberst nach ein paar Liedern dem Publikum zu. Es klingt bei ihm, wie es bei ihm klingen muss: fast schon mitleidig. So, als wäre jeder, der diesen Tag tatsächlich begeht, zu bedauern. Oder so, als wäre es gar nicht möglich, so etwas zu feiern – weil gemeinschaftliche Liebe nicht existiert oder einem sofort wieder aus den Fingern rinnt. Später setzt er noch einen drauf: „Schön, dass ihr hier seid und nicht mit eurem Freund oder eurer Freundin bei einem dieser unangenehmen Essen sitzt, bei dem ihr euch gegenseitig vorgaukelt, dass ihr ineinander verliebt seid.“

Später verteilt er rote Rosen an das überraschend junge, sehr Bright-Eyes-geschulte Publikum in dem zum Bersten vollen Club. So ist Oberst halt. Doch statt an seiner Hypersensibilität zu zerbrechen oder wie vor einigen Jahren beim Montreux Jazz Festival nach nur gut 20 Minuten seinen Wasserbecher mit den Worten „There goes humanity“ auszuschütten und wegen der Anschläge auf die Londoner U-Bahn eilig die Bühne zu verlassen, legt der 31-Jährige seine Emotionen diesmal voll in seine Songs. Eingefasst von sechs Stücken des neuen Albums The People’s Key, steuern die sieben Musiker während zwei Stunden auf einer sehr geschmackvollen Linie durch das Repertoire der Band. Songs wie geschaffen für amerikanische Highways, in ihrer Ausgestaltung aber äußerst unterschiedlich: Von zartem Folk über dynamischen Alternative Rock zum fast stadiontauglichen Poprock mit 80er-Synthies ist wie auf den sieben Studioalben alles dabei. Für den emphatischen Abschluss des Hauptsets mit „Road To Joy“ markiert Oberst den abwärts strudelnden Troubadour mit erhobener Gitarre und hitziger Stimme. Hier durchlebt jemand seine Songs fast bis zur Koketterie. Doch neben der extremen Präsenz Obersts gilt es an diesem Abend noch eine andere Entdeckung zu machen: Das neue Material hat eine ungewöhnlich positive Ausstrahlung und gewinnt live an Charakter. Wie schön, dass die Rückzugspläne vom Projekt Bright Eyes vorerst ad acta gelegt wurden.