Bryan Adams: Das Vietnam-Abenteuer des Bryan Adams


Wenn einer eine Reise tut, dann blüht ihm was. Kanadas Rock-Export trat als erster West-Star seit Ende des Vietnam-Krieges in Saigon auf und erlebte sein Wunder.

Selbst den Jet-settesten Rockstars verschlägt es manchmal die Sprache. Bryan Adams tauchte im Dezember beim Videodreh zu „All For Love“ auf, dem Titelsong für den Film „Die drei Musketiere“. Die Kollegen Sting und Rod Stewart staunten nicht schlecht über das, was ihnen Kanadas Rock-Ikone zu erzählen hatte. Die Sensation: Bryan Adams schickte sich an, am 16. Januar ’94 in Ho Chi Minh City ein Konzert zu geben (besser bekannt als die südvietnamesische Metropole Saigon). Ehre, wem Ehre gebührt, der Mann aus dem Westen ging in die Annalen der Rockgeschichte ein: B. A. war der erste westliche Rockstar, der seit Ende des Vietnam-Krieges im ehemaligen Saigon auftrat. „Ich kam mir vor, als hätte jemand die Zeit zurückgedreht. Alles war um soviel ursprünglicher als in den Ländern des Westens“, gab er später von sich.

Wahre Heerscharen von Neugierigen drückten sich am Eingang zum „Hoa Binh Theater“ die Nasen förmlich platt, um Bryan Adams und Band aus nächster Nähe miterleben zu können. Doch nur 2.500 Zuschauer, die meisten davon auch noch Ausländer, hatten das Glück, eine der 15 bis 35 US-Dollar teuren Konzert-Karten zu ergattern. Der Eintrittspreis, der dem mehrwöchigen Einkommen eines vietnamesichen Arbeiters entspricht, war für die meisten Einheimischen einfach zu teuer. Dabei hatte Adams gesteigerten Wert darauf gelegt, daß die Einnahmen aus den Ticketverkäufen lediglich die Produktionskosten aufwiegen sollten. „Wir sind nicht hierher gekommen, um Geld zu verdienen, sondern einzig um endlich eine lange verschlossene Tür zu öffnen“, erklärte Manager Bruce Allen.

Der Kaufmann Pham Ming Thong, 26 Jahre jung und Angehöriger der neuen, prosperierenden Mittelschicht, war einer der wenigen Vietnamesen im Publikum, während sich die Massen die Beine vor dem von der städtischen Polizei hermetisch abgeriegelten Ort des Geschehens in den Bauch stehen mußten. „Ich habe früher viele Rock-Bands aus sozialistischen Bruderstaaten hier gesehen, doch das war nichts im Vergleich zum heutigen Konzert“, erklärte der begeisterte Pham.

Ähnlich groß war die Begeisterung auch bei Bryan Adams, der dem Abstecher in eine für ihn fremde Welt ganz neue Erkenntnisse abgewann. Saigon möge seinen ursprünglichen Charme bewahren und ihn auf keinen Fall einem westlichen Lebensstil opfern. Speziell die ortsüblichen Verkehrsmittel hatten es ihm angetan: „Ich bin schon viel in der Welt herumgekommen, doch dies ist etwas ganz Anderes – hier gibt es keine Autos!“ Doch die von Bryan bevorzugten Fahrräder, auf denen die Vietnamesen in ihrer Stadt herumradeln, fanden beim Kaufmann Phang kaum Anklang. Der zieht inzwischen wie die meisten seiner Landsleute westliches Lifestyle mit Auto dem östlichen vor.