CD-Platten


Mit ein bißchen Glück konnte man in den letzten Wochen als US-Importe auf CD Who-Aufnahmen wie QUADRO-PHENIA (MCAD 2-6895) oder THE WHO BY NUMBERS (MCAD-37OO2) in spezialisierten Läden erwischen. Der amerikanische Lizenznehmer MCA ließ nämlich in japanischen Fabriken fleißig fertigen, was die PolyGram bislang (noch) nicht veröffentlichen mochte.

Die wahren Entdeckungen dabei sind MEATY BEATY BIG AND BOUNCY (MCAD-37OO1). auf dem u.a. Songs wie „Magic Bus“, „Boris The Spider“ und Townshends Neurotik-Rock-Klassiker „I Can See For Miles“ in den originalen Stereo-Mixes zu hören sind, und vor allem THE WHO LIVE AT LEEDS (MCAD-37UOU), das klanglich – kaum zu glauben, aber Tatsache! —- vergleichsweise eine Offenbarung darstellt. Die seinerzeit veröffentlichte Analogscheibe klingt gegen die CD wie Müll! Da wäre es doch eine nette Geste, wenn die Polydor diesen Mitschnitt auch zum zivilen Preis herausbringen würde.

Sehr zu empfehlen ist unter diesem Aspekt auch HARD PROM1SES von Tom Petty And The Heartbreakers (MCAD-37239), denn die LP-Version wies leider einen erklecklichen Hochton-Abfall auf. Nicht so gravierend wie bei dem anfangs von der Ariola gelieferten Debut-Album (vgl. ME Sounds 1/86). aber doch deutlich zu hören. Obwohl „nur“ ohne Nachbearbeitung vom Analogband überspielt, klingt auch Joan Armatradings SHOW SOME EMOTION (A&M 394 663-2) besser als selbst auf der originalen US-Analogscheibe.

Die Marketing-Abteilungen hatten wohl das Sagen bei einigen anderen neuen CDs. So enthalt Stevie Wonders IN SQUARE CIRCLE (Molown ZD72005) eine längere Version von „lt’s Wrong (Apartheid)“, das Sade-Opus PROM1SE (CDEPC 86318) zwei Songs mehr als die LP, nämlich „You’re Not The Man“ und „Punch Drunk“ (dafür fehlen bei der CD alle Textbeilagen)und EASY PIECES, das zweite Werk von Lloyd Cole And The Commotions (Polydor 827 670-2), sogar gleich drei zusätzliche Songs. Dadurch werden besagte Platten zwar künstlerisch in keiner Weise besser, weil die Beteiligten erheblich unters frühere Niveau gingen. Fans werden die Bonus-Tracks dennoch auf Cassette kopieren, solange sie noch keinen Player besitzen.

Unbedingt lohnenswert ist das jedenfalls bei der CD-Version von Lost In The Stars – The Music Of Kurt Weill (A&M 395 104-2). denn so komplett wollte man die Aufnahmen mutmaßlich aus technischen Gründen nicht auf LP unterbringen. In diesem Fall sind die drei Songs mehr bzw. die längeren Versionen einiger Aufnahmen das Geld für die CD ganz sicher wert.

Einen Jux ganz besonderer Art erlaubte sich die Firma, die kürzlich THE BEST OF SPARKS (Underdog Carrere 96.272) auf CD veröffentlichte „Tryouts For The Human Race“, erster Song der nicht sonderlich gut zusammengestellten Anthologie, wurde von einer miserabel gepreßten Analogplatte überspielt! So hört man erstmals endlich auf CD, was bei diesem Tonträger ja eigentlich für alle Zeiten passe sein sollte, nämlich Rillengeräusche und Knistern, Knacker und (nach 27 Sekunden) gar kräftige „Mitreißer“ von der defekten Lack-Überspielung der LP. Der dafür verantwortliche Tontechniker muß ein Zeitgenosse mit recht eigentümlichem Humor sein. Wer von einer 1979 von Giorgio Moroder produzierten Aufnahme für CD als Ausgangsmaterial eine defekte Analogscheibe benutzt, ist zweifellos ein Spaßvogel mit Chuzpe. Möglich, daß zufällig keine Bandkopie dieses Titels vorhanden war. Aber selbst wenn der Jux beabsichtigt war (Jaja, das alte Analog-Feeling!), hätte der Witzbold seinen Scherz doch irgendwo versteckt kommentieren dürfen.

Um obskures Bandmaterial handelt es sich auch bei Eric Burdons GREATEST HITS derselben Firma (Spectrum SPEC 85009), bei der ebenfalls sämtliche Herkunftsangaben fehlen. Das tollste Stückchen aber leistete sich die ominöse holländische Firma mit ihrer CD-Edition der 20 GREATEST HITS von den Yardbirds (Spectrum SPEC 85005): Rund die Hälfte der Songs wurden um eine bis vier Minuten zu einer Art „Readers/Listeners Digest-Fassung „gekürzt“! Der „New York City Blues“ beispielsweise von originalen 4′ 17″ auf 1′ 36′. „Here ‚tis“ von 5′ 15″ auf 1′ 35″ oder „Still l“m Sad“ von 2′ 59″ auf 1‘ 41″!!! Für diese Barbarei – diese und andere Songs wurden einfach willkürlich ausgeblendet gibt es sogar einen plausiblen Grund: Die Überspielungen wurden teilweise von knisternden Platten gemacht. Was den Verdacht erhärtet, daß es sich auch hier um Raub-CDs handelt. Pikanterweise vertreibt der deutsche CD-Importeur auch die originalen Yardbirds-LP!

Im Programm hat er auch CDs seriöser Herkunft, etwa BACK AGAINST THE WALL, das Erstlingswerk des langjährigen Van Morrison-Gitarristen Herbie Armstrong (MMC 006/CD). In diesem Fall sind allein schon Songs wie „Friday’s Child“ (eine Van Morrison-Komposition) und Armstrongs Version von „Save The Last Dance For Me“ den Preis vollauf wert.