Conor Oberst &The Mystic Valley Band, München, Backstage Werk


Conor "solo": keine Bright-Eyes-Songs, dafür die ganz satte Country-Pfanne. Die Leude: begeistert.

„We are really sorry for everything we’ve done“. sagt Conor Oberst, bevor es losgeht. Was hat er denn angerichtet? Muss man sich sorgen? Um Oberst nicht. Selten hat man ihn so schnieke gesehen. In der schmalen braunen Jacke und mit frisch gestutztem Pilzkopf wirkt er aufgeräumt wie ein Regal beim Dallmayr. 100 Prozent Indie-Chic. null Prozent Rotwein-Slackertum. Doch auch das muss kein Grund zur Sorge sein: Bedächtig oder gar langweilig ist er nicht geworden, weder durch den offensichtlich gesünderen Lebenswandel noch durch den Griff zur Country-Klampfe. Eineinhalb Stunden lang stampft und schrammelt, singt und brüllt er, dass sich noch in den letzten Reihen des Backstage-Werks Nackenhaare aufstellen.

Die Erwartungen sind groß gewesen an diesem Abend, entsprechend das Gemurmel, bevor Conor Oberst mit der Mystic Valley Band auf die Bühne tritt. Ob er auch Bright-Eyes-Stücke spielen wird, zumindest ein paar? (Wird er nicht.) Wie das wohl ist. mit der neuen Band, wo doch das neue Album conor oberst eigentlich als Soloalbum dasteht? (Mehr Band war nie, sogar ans Mikro lässt Oberst seine Bandmitglieder immer mal wieder und spielt dann lächelnd im Hintergrund Gitarre.) Offensichtlich ist, dass er sich pudelwohl fühlt mit seiner Mystic Valley Band und mit dem neuen alten Oberst-Sound mit dem Country-Twang, der sich über die letzten Alben ja schon deutlich angekündigt hatte.

Das hier ist tatsächlich ein Country-Konzert, und obwohl die meisten hier die neuen Stücke offensichtlich nicht kennen und im wahren Leben wohl eher selten Country hören, obwohl die gut gelaunte Band ab und an ins Holpern kommt, wird jeder Song begeistert aufgenommen. Die Singles „Souled Out!!“ und „Get-Well-Cards“ sind Radio-Hits, zum Schluss, bei „I Don’t Wanna Die (In The Hospital)“ bricht die Energie nur so heraus aus Oberst. Auf Ansagen, auch politischer Art. wartet man indes vergeblich-sieht man von der kryptischen Entschuldigung (im Namen der USA?) ab, an die er am Ende noch einmal anschließt: „Again, we are sorry for everything.“ Es bleibt das Gefühl, selten auf einem Konzert gewesen zu sein,das sich so amerikanisch angefühlt hat. Und die Erkenntnis, dass man sich mehr mit Country beschäftigen sollte.

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