DAF


München, Elserhalle

Elektrohammern und Schlagwortpoesie: Der Gabi und der Robert bringen’s noch.

Hat jemand mitgezählt? „30 DAF Lieder“ standen gemäß dem Tourmotto der reformierten Deutsch Amerikanischen Freundschaft auf dem Programm. Aber wie ist hier „Der Mussolini“ zu werten? Ihren größten Hit spielten DAF nämlich gleich zweimal. Und wie ernst nehmen die beiden überhaupt ihre knackigen Parolen? Ist etwa alles Ironie? Warum sonst sollte Gabi Delgado-Lopez das Publikum in einem fort „Jungs und Mädchen “ nennen, obwohl die meisten im Saal diesen Kategorien sichtbar entwachsen sind? Fragen. Und als Antwort nur Robert Görls brutales Elektro-Hämmern und Gabis Schlagwort-Poesie zwischen expressionistischer Tiefe und klatschflachem Herrenwitz. Wir schreiben das Jahr 2003, und immer noch hat sie was, diese in Pop zusammengeführte Verbindung von verquerer Musik und pleonastischen Sprachspielereien. Auch ein Vierteljahrhundert nach ihrer Gründung zeigen DAF auf der Bühne, dass sie etwas besitzen, was in der Warenwelt des Pop-Ladens zusehends verschwindet: Charakter und unverrückbare Identität. Sowohl in ihren Songs, die Handkantenschlägen gleichen und zeigen, wie weit vorne DAF zu ihren großen Zeiten Anfang der Achtziger waren; als auch in ihrer Bühnenpräsenz, die ein Spannungsfeld aufbaut zwischen den Polen Pop-Arbeiter (Robert Görl verschanzt hinter den Electronics, Drums spielt ein Gastmusiker) und Front-Diva. Allerdings brizzelt diese Spannung nur dann am Höhepunkt, wenn die zwei durch einen ihrer Hits trümmern. Und 30 DAF-Hits gibt’s – bei aller Liebe – wirklich nicht. www.daf.aq