Daniel Lanois


Bevor sich die Band die Ehre gab, erschien ein Roadie auf der Bühne, der auf jedem Verstärker eine Kerze anzündete – eigentlich schon Grund genug, schnellstens das Weite zu suchen. Dann kam. in einem eng taillierten Priestergewand und schüchtern winkend, Monsieur Dan. Über seinem wallenden Schwarzhaar trug er Kopfhörer. Klebrige New-Age-Klänge begannen aus der P.A. zu tropfein, und vor diesem Hintergrund trug Lanois ein Gedicht vor. Glücklicherweise fing kurz darauf die Band an zu spielen, und da der absolute Tiefpunkt schon erreicht war, konnte es nur noch besser werden. Lanois‘ stärkste Waffe und sicherlich die Basis seines Erfolgs als Produzent ist das Arrangement. In München verliehen die Details der Musik ihren exzentrischen Charme. Rhythmisch bewegte man sich behutsam über den amerikanischen Kontinent (New Orleans. Chicago, Nashville, Detroit) und bisweilen wurden ungewöhnliche Instrumente eingesetzt. Bei ein paar Songs schrubbte Lanois das Omnichord, eine Art elektronische Zither.

eigentlich ein billiges Plastikspielzeug, das aber schön gespenstisch klingt, wenn man es ordentlich verstärkt. Ein andermal trommelte der Bassist entgegengesetzte Rhythmen auf einer westatrikanischen Djembe.

Diese Klangfarben waren viel interessanter als Lanois‘ Versuche der musikalischen Selbstfindung. Seine Melodien sind eher harmlos, aber die Texte platzen vor Metaphern aller Art förmlich aus den Nähten, was jedoch ganz im Sinn des zahlreichen Publikums zu sein schien. Der Kritiker jedenfalls atmete auf. als Lanois mit den Stücken seiner ersten Platte ACADIE fertig war und sich über eine Reihe von Cover-Versionen hermachte, die von Elvis Presleys „Mystery Train“ bis zu Velvet Undergrounds „I’m Waiting For My Man“ reichte. Besonders gut gelang „Mystery Train“, wo sich der DX7 in eine zickige Farfisa-Orgel verwandelte und Psychedelik Jahrgang 1967 absonderte. Lanois wäre gut beraten, sich in Zukunft stärker auf diese Richtung zu konzentrieren, Gigs einfach als Chance zu sehen, außerhalb des Studios einen draufzumachen, und den künstlerischen Anspruch an den Nagel zu hängen. Denn Leonard Cohen ist er nun mal leider nicht.