Das Geheimnis der Meerjungfrauen


Computerspiele, "World of Warcraft", Cosplay. Es gibt unendlich viele Arten das Nerdtum zu pflegen. Wo man sich sonst leicht lustig machen kann, bleibt einem beim „Mermaiding“ die Luft weg. Zumindest Jan Schmechtig geht es so.

Als trendorientierter Mensch ist man in der Regel über Trends und Strömungen, seien sie noch so absurd oder nervtötend, schnell informiert. Umso mehr erschreckt und fasziniert es zugleich, Sachen zu entdecken, die vielleicht gar nicht soweit weg sind, aber dennoch so absurd, dass man sich selbst seiner absolut langweiligen Normalität bewusst wird. Jüngstes Beispiel: „Mermaiding“.

Alle dem Englisch Mächtigen haben bereits erkannt: Es geht um Meerjungfrauen. In Wirklichkeit geht es aber um Frauen, die sich selbst entworfene oder käuflich erworbene künstliche Schwimmflossen, sogenannte Monofins, überstreifen und anschließend meist in Hallenbädern mehr oder weniger elegant wie einst Arielle durchs Wasser gleiten.

Angeblicher Auslöser dieses Hypes ist die Teenie-Serie „H20 – Plötzlich Meerjungfrau“. Dort geht es um, Achtung:  „… drei normale Teenager-Mädchen und ihre normalen Teenagerprobleme, mit dem Unterschied, dass sie nebenbei noch Meerjungfrauen sind.“ Was sagt uns dieser Zusammenhang? Sind deutsche Mädchen in ihrer Pubertät unterfordert und wollen sich zusätzlich in eine pickelige Meerjungfrau hineinversetzen?

Unwahrscheinlich, zumal man dafür auch noch Geld bezahlen muss – rund 50 Euro für zwei Stunden, aber immerhin mit Leihflossen. Es gibt weiß Gott abgefahrenere Hobbys als „Mermaiding“, aber warum erscheint einem gerade so etwas als so unwahr? Wahrscheinlich wegen der Tatsache, dass es mehr oder weniger möglich ist, etwas sonst nur in einer Fantasiewelt Existierendes in die Realität zu holen. Klar kann man sich als Rollenspielcharakter verkleiden und sich hineinversetzen, aber das Körperliche bleibt weitgehend unerfüllt. Vielleicht sind es aber auch die Berufe, die einen förmlich in dieses Hobby treiben. Hier ein Beispiel.

Für Männer hat sich „Mermaiding“ im Übrigen noch nicht durchgesetzt. Verständlich, denn ist für den männlichen Gegenpart doch zusätzlich ein Dreizack notwendig, der eindeutig beim Schwimmen stört. Wer Interesse am „Mermaiding“ hat, schaue oder, Kalauer, schwimme am besten mal hier vorbei.

Jan Schmechtig bloggt unter Horstson.de über Männermode und Musik – und in loser Regelmäßigkeit auf musikexpress.de.