Das gute Buch


I Tote leben länger. Daß der Queen-Boom nach Freddie Mercurys Tod seinen Weg auch in die Bücherregale finden würde, ist nur logisch. „Queen — Greatest Pics II* (IMP Books, Essex, ISBN 0-86359-807-2, DM 49.-) ist bereits das zweite seiner Reihe und bietet wie sein Vorgägner Buntes aus Queens Bildarchiv als optisches Beiprogramm zu beiden »Queen — Greatest Hits“-LPs. Qualitativ gut reproduziertes Fotomaterial dokumentiert begleitend zu den Songs die Aktivitäten der Band mit Videostandbildern und Live-Photos.

¿ Weniger Bewanderte in Sachen Bandgeschichte finden das notwendige Textfleisch in Ken Deans Bildbiographie „Queen & Freddie Mercury* (V.I.P. music, ISBN 3 8118 3099 6, DM 19.80). Die aktualisierte Erstausgabe von 1986 ist mit kompletter Diskographie, InfoLeiste zu allen Aktivitäten der Band, zahlreichen Bilddokumenten und O-Tönen die richtige Basis für Späteinsteiger. ¿ Wahre Freddie-Anhänger finden den gerechten Ausgleich bei Ross Clarkes posthumer Huldigung an die Queen-Stimme. „Freddie Mercury – A Kind Of Magic* (Kingfleet Publications, Surrey, ISBN 1-874130-01-9, DM 49.-) erzählt die persönliche Geschichte des Stars, zeigt Mercury als Bühnenstar in allen Lebenslagen und läßt diverse Kollegen sein Loblied singen. (Alle Bücher zu beziehen über Side by Side, Gottfried-Keller-Str. 10, 6000 Frankfurt/Main 50, T. 069/520587) ¿ Mit Fankost ganz anderer Art betört der Schweizer Kunst- und Musikbuch-Verlag edition olms.

„The Cover Art Of Blue Note“

(edition olms, Zürich, ISBN 3-283-00244-4, DM 49.-) zeigt großformatig ausgewählte Kunstgriffe des legendären Jazz-Labels, dessen Hausgrafiker Reid Miles den Ruf genoß, mit seinen Cover-Entwürfen »ebenso unverwechselbar zu sein wie Miles Davis Trompetenspiel.“

Aufwendig gestaltet und angereichert mit kurzer Labelgeschichte, Musikerfotos und Kommentaren von Reid Miles selber, ist der Bildband ein Muß für jeden Jazz-Liebhaber. I Ein Muß zur kommenden Tour ist natürlich auch die richtige Bettlektüre zu Guns N‘ Roses. Danny Sugarman hat sich seine Reputation als vertrauenswürdiger Bandchronist bereits mit seinen Ausführungen über die Doors erschrieben. „Guns N‘ Roses* (Goldmann, Best.-Nr. 41412, DM 20.- seine jüngste Abhandlung über die .wichtigste Band der Gegenwart“ nähert sich dem Phänomen Axl und Co. über

gedankliche Um- (und bisweilen lrr-)Wege von griechischer Mythologie über Lord Byron, Baudelaire und Nietzsche. Auch wenn ihm dabei manchmal das dichterische Pathos und die subjektive Begeisterung für seine Theorie und die Praxis der Band durchgehen, ist Sugarmans Buch allemal spannender und anspruchsvoller als sonst übliche durchschnittlich runtergehudelte Lobeshymnen.

I Wem Sugarman dennoch zu lyrisch ist, der ist mit Mick Walls »Guns N‘ Roses. Shotgun Blues* (Hannibal, ISBN 3-85445071-0, DM 29.80) möglicherweise besser bedient. Der englische Musikschreiber im Dienste von Kerrang!, Select und der Daily Mail spinnt sein Porträt um einige Interviews, die er in den Jahren von 1987 bis ’90 mit der Band geführt hat und läßt das Ergebnis eher zum Erlebnisaufsatz der Sorte ,Guns N‘ Roses und ich“ gedeihen. Die Bandmitglieder kommen dabei mehr zu Wort als bei Sugarmans hochtrabender Analyse, doch Vorsicht: Mick Wall ist einer jener Kollegen, die Axl Rose in seiner Haßtirade ,Get In The Ring“ gar mit einer persönlichen Widmung bedacht hat.

¿ Timothy White, amerikanischer Musikjournalist für Rolling Stone, Musician, Playboy, Penthouse, Spin und das New York Times Magazine ist dagegen ziemlich über jeden Zweifel erhaben. Der altgediente Profi hat sein Rüstzeug als Tageszeitungsreporter erworben und die journalistische Genauigkeit seiner Beobachtungen in den einzelnen Artikeln von «Rock Lives“ (Omnibus Press, ISBN 0-7119-2755-3, DM 79.- über Side by Side) ist es, die den achthundert Seiten starken Schmöker zur besten Sommerlektüre machen. Von Robert Johnson und Chuck Berry bis zu heutigen Größen wie Bono, Sting oder Michael Jackson fügt sich ein eindrucksvolles Porträt ans andere, und Whites Schreibe macht es dabei fast sekundär, ob der besprochene Künstler subjektiv von Interesse ist oder nicht.

B Ähnlich ambitioniert ist auch der Londoner Robin Denselow. Der britische Journalist mit Referenzen von BBC, Observer und Guardian nimmt sich in .The Beat Goes On“ (rororo, ISBN 3-499-188-49, DM 19.80) der Geschichte von Politik und populärer Musik an. Die Abhandlung reicht von früher Folk-Rebellion über Sinn und Unsinn monströser Wohltätigkeit bis hin zu heutiger Zensur-Politik. Garantiert spannender als jedes Sting-Interview und außerdem erzieherisch wertvoll.