Der Schieß Muskel


Arnold Schwarzenegger kann einfach nicht aus seiner Haut. Als Filmkomodiant eher ein schlechter Witz, versteht er als "Terminator" nun wieder überhaupt keinen Spaß.

Die Maschine kam aus der Zukunft, wütete fürchterlich und sagte wenig. Ganze 17 kurze Sätze brummelte der „Terminator“ mit österreichischem Akzent 1984. Das reichte. Der weltweite Siegeszug von Arnold „Grazer Panzerfaust“ Schwarzenegger war unaufhaltsam. Heute ist er längst ein lebendes Ein – Mann – Entertainment – Imperium. Kein Wunder also, daß er als Gage mal eben einen Jet (Kostenpunkt: 12—15 Millionen $) einstreicht. So geschehen für „Terminator 2 — Tag der Entscheidung“. Auch sonst war der Film nicht billig. Die Kostenangaben reichen von 85 bis 120 Millionen Bucks, der neueste teuerste Film aller Zeiten ist da. Na und? ,,T2″ ist ein verdammt guter teuerster Film aller Zeiten, der seine Kosten in Ami-Land zudem rasch wieder eingespielt hatte. Zur Story: John Connor, der in einer möglichen Zukunft der Anführer im Kampf der Überlebenden eines Atomkneges gegen Maschinen sein wird, ist zehn Lenze alt und „targetedfor termination“. Aus der Zukunft kommen zwei Maschinen im Fleischesgewand. Der T-1000, ein extra raffiniertes Modell, das aus flüssigem Metall besteht, also ständig (wie beim Zinngießen, zu seiner ursprünglichen Gestalt zusammenlaufen und aus seinen Armen so allerhand messerscharfes Gerät hervorsprießen lassen kann. Der andere ist wieder der Österreicher, der als Beschützer des Knaben durch die Zeit geschickt wurde. Als Kind von Traurigkeit kann man ihn deswegen kaum bezeichnen. Wenn er zum Beispiel verspricht, daß er nicht wieder unschuldige Cops umlegen wird, dann ist das im Prinzip korrekt. Dafür rattert er ihnen kalt die Kniescheiben weg. Zynischer, aber aus Maschinen-Sicht verblüffend logischer Kommentar: „They’ll live.“ Selbst schuld, wer’s allzu ernst nimmt. Die beiden Antagonisten bekriegen sich im L.A. der Gegenwart wie einst Godzilla und Frankensteins Sohn. Nebenher geht’s noch darum, die Saat einer denkbaren atomaren Katastrophe auszumerzen. Unterstützt wird Big Arnie dabei von John’s Mutter Sarah Connor (Linda Hamilton), die freilich selbst schon Züge einer verbissenen Kampfmaschine angenommen hat. Wer den ersten „Terminator“ gesehen hat, dem braucht man von der Faszination des Stoffes nichts zu erzählen. Der Terminator — das ist nicht bloß ein doofer Cyborg, ein langweiliger Roboter mehr an der Science Fiction-Front, sondern der Inbegriff der zu schlau gewordenen, unauslöschlichen Maschine. Die Vision des puren Bösen, mit starrem Blick aufs Ziel. Kalt, effizient, logisch und schaurig schön. Ohne den Koloß aus der Steiermark wäre der „als des denkenden Mannes Action-Film“ in die Annalen eingegangene Klassiker freilich nicht halb so gut geworden. Denn als „Terminator“ ist Mr. Schwarzenegger eine göttliche Besetzung. Eine einsilbige Maschine, die langweilige zivilisatorische Regeln auf den Kopf stellt und deren Gesichtszüge einen High Tech-Nußknacker vor Scham erblassen lassen. Was hat er sonst schließlich auch zustande gebracht? In öden Ballerorgien stapfte er als Rächer der Hänflinge und Gepeinigten durch die Szenerie und knallte sowieso weg, was ihm vor die Flinte kam. Und die letzten zwei Ausflüge in Richtung Komödie: „Twins“ und „Kindergarten Cop“? Das Telephonbuch von Wolfsburg bietet mehr Lacher. Jedoch: Die Welt verzehrte sich nach dem Quatsch und wenn sich einer mit Fug und Recht als multinationaler Superstar bezeichnen darf, dann ist es eben Arnie. In der Sowjetunion werden seine Filme heißer als Designer-Jeans gehandelt, in Milwaukee gilt es als hip, seinen Akzent zu imitieren und ein längst fälliger „Bravo“-Starschnitt scheiterte wohl nur daran, daß man circa 45 Hefte gebraucht hätte. Es gibt nur eine Erklärung: Sein Gesamtwerk hat weltweit einen kleinsten gemeinsamen Nenner getroffen. Dafür gibt’s Millionen, Exklusiv-Verträge, Immobilien, Restaurant-Ketten und weitere nette Belohnungen. Doch Arnie reicht das nicht. Nach vielen schlappen Filmen, so läßt er durchblicken, will er jetzt nur noch schlaue Dinger drehen. Zum Regie-Stuhl zieht’s ihn, als romantischer Liebhaber möchte er auch mal brillieren, doch vorher steht erst mal ein mittelalterliches Epos über die Suche nach dem Heiligen Gral an. Entgegen nicht totzukriegender Gerüchte hat er mit der Politik nun wirklich nichts am Hut. Besser isses. Es reicht ja auch, wenn er (wie neulich) erst mit George Bush für’s US-Fernsehen Klimmzüge trainiert und der dann eine Woche später mit Herz-Rhythmus-Störungen ins Krankenhaus muß. Nein, nein, was immer da auch an Drohungen wahrgemacht werden könnte oder nicht. Wir bleiben dabei: Nur für die Glanzrolle des „Terminator“ wurde er geboren.

Und daß er im zweiten Teil nun auf einmal der Gute ist und im Laufe des Filmes auch noch menschelt, ist ihm glatt zu verzeihen. Immerhin sagt er in „Terminator 2“ auch wesentlich mehr. 700 Worte. Das sind $ 21.429 pro Wort. Darunter auch der legendäre Spruch „I’ll be back“. Good he’s back!