Die Ausnahme von der Regel: Ohne die übliche Hype-Maschinerie zu bemühen, erklimmen Embrnie die Spitze der englischen Charts


Embrace profitieren von der derzeitigen Brit-Pop-Flaute wie sonst kaum eine andere Band. Statt ihr Debütalbum „The Good Will Out“ – wie angekündigt – im Frühjahr und somit mitten in den Rummel um The Verve, Pulp und Radiohead zu veröffentlichen, paßte das Quartett aus Leeds ganz einfach die Fußball-Weltmeisterschaft ab, um augenblicklich bis an die Spitze der UK-Charts vorzustoßen. „Wir haben so lange gewartet, damit die Leute auch wirklich bereit für uns sind. Schließlich arbeitest du ja nicht Ewigkeiten an einem Album, nur damit es Platz 41 der Charts erreicht“, so Gitarrist Richard McNamara.

Die vier Schulfreunde wollen hoch hinaus – und das möglichst ohne die Hype-Maschine der englischen Musikwochenzeitungen. Der Vierer hält auch nichts vom sogenannten „Ladism“, wie er derzeit in London als Vorwand für wüste Saufgelage gilt, und noch weniger von großkotzigen Statements-meistens jedenfalls. „Es gibt keinen Grund, Oasis oder Verve zu dissen.Wir sind zwar nicht befreundet, aber auch nicht verfeindet. Unsere Gegner sind Aqua, Peter Andre oder die Spiee Girls – Leute, die keine Seele haben und einfach nur Kohle machen wollen.“ Obwohl – so ganz ohne das obligate Dissen geht es auch bei Embrace nicht: „Leider haben Oasis nicht kapiert, wann es an der Zeit ist, eine Pause einzulegen“, sinniert Danny, der Bruder von Richard und Sänger der Band. „Statt dessen gehen sie den Leuten so lange auf die Nerven, bis auch der letzte Depp jeden Refrain mitsingt. Wie kann man nur so dumm sein?“. Embrace sind da erfrischend anders. Denn: „Wir haben nicht nur einen Songwriter wie Noel, sondern sogar zwei“, zählt Danny McNamara die Vorzüge seiner Truppe auf. Und welchen Stellenwert die auf der Insel einnimmt, zeigt sich allein an ersten Plagiatoren, die den bombastischen Gute-Laune-Sound imitieren.“Stell dir vor: In Schottland gibt es eine Band, die bereits als’die neuen Embrace‘ gehandelt wird“, echauffiert sich Drummer Mike Heaton. Embrace spüren den Atem der Verfolger – dabei haben sie gerade erst angefangen. Da gibt es nur eins: Hits wie „All You Good Good People“,“Fireworks“ oder „One Big Family“ schreiben. Und dafür haben Embrace ein Händchen.

Ihr neuester Ohrwurm heißt „Come Back To What You Know“ und basiert einmal mehr auf der ausgefallenen Songwriting-Variante von Danny McNamara – er komponiert vorzugsweise in den frühen Morgenstunden. „Das Tolle daran, in einer Band zu sein, ist doch, daß du so lange pennen kannst, wie du willst. Wenn ich also so gegen Mitternacht nach Hause komme, lege ich mich einfach einige Minuten hin und warte, bis ich völlig relaxt bin. Dann kommen die Ideen von ganz alleine. Picasso hat es übrigens genau so gemacht, glaube ich…“