Die Gagaisierung der Pariser Modewoche


Der ehemalige Lady Gaga-Stylist Nicola Formichetti präsentiert seine Debütkollektion für das Modehaus Thierry Mugler. Und Lady Gaga in mehrfacher Ausführung gleich dazu.

Weil schon im Vorfeld das von Lady Gaga eigens gestreute Twitter-Gerücht die Runde machte, sie werde ihrem ehemaligen Stylisten Nicola Formichetti zu dessen Laufstegdebüt für Thierry Mugler die Aufwartung machen, war die Stimung im Gymnase Japy im Pariser 11. Arrondissement noch flimmernder als sowieso. Nachdem Thierry Mugler mit seiner dramatisch-aggressiven Erotik das Pariser Modehaus zu einem der aufregendsten in den Achtziger Jahren machte, verkaufte er es 1997 an Clarins, die die Modelinie nach großen Verlusten 2001 auflöste, um sich ausschließlich auf die Parfumlinie zu konzentrieren.

Im letzten Jahr erreichte die Modebranche dann die erlösende Nachricht, das Haus habe Nicola Formichetti, dem Stylisten und ehemaligen Fashion Director der japanischen Vogue Homme den Posten als Kreativdirektor angeboten. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an das, was der Italo-Japaner für sein erstes Defilee zur Pariser Modewoche präsentieren würde. Schließlich geht es um nicht weniger als die Revitalisierung eines Hauses, das einst Glamour und Inszenierung mit futuristischer Vision zu paaren vermochte und dem die 80er ihre Powerfrauen verdanken.

Formichetti machte seinen Job gut, auch wenn man wohl in Zukunft mehr von ihm erwarten wird, als ein Referieren auf das, was Mugler groß gemacht hat. Und was man am Mittwoch hauptsächlich zu sehen bekam: Fetischmaterialien wie Latex, PVC und Neopren zu fließender Seide oder Chiffon, überbetonte Skulpturschultern und geschlitzte, lange Silhouetten als Catsuit oder Kleid, deren Cut-Outs mit durchscheinenden Geweben aufgefüllt wurden. Androide Göttinnen, denen in manchen Fällen etwas weniger Effekt und etwas mehr Eleganz gut gestanden hätten.

Damit sind wir auch schon bei Lady Gaga: Mit platinblonden Extensions und Dreieckshut betrat die 24-Jährige den Laufsteg. In geformtem BH, einem durchsichtigen Bodysuit und langem Humpelrock erschien sie wie die Titanin der Heroinenhorde selbst. Rauchend. Im wörtlichen wie übertragenen Sinn. Das einzige Problem dabei: Sie sah aus wie Gaga und der Rest wie sie.

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