Mr. Santana, Sie haben sich immer schon als Lernenden betrachtet. Gilt das für alle Bereiche Ihrer Existenz?

Ja! Selbst im Umgang mit meinem Instrument sehe ich mich als ewigen Studenten. Die Gitarre ist meine Zunge, sie lässt mich Gefühle, die ganz tief in mir stecken, in die Welt spucken. Töne und Noten sind für mich viel geeigneter als jede Sprache, um mich verständlich zu machen. Musik ist für mich die universelle und damit göttliche Sprache.

Apropos Gott. In den 70er und 80er Jahren gab es kaum einen Guru oder selbst ernannten „Meister“, dem Sie sich nicht willenlos als Anhänger ergeben hätten. Und heute? Gottseidank habe ich diese Phase in meinem Leben hinter mir. Vor einigen Jahren habe ich endlich meine eigene göttliche Stimme gefunden, meinen ganz eigenen Gott. Ich brauche keinen Lehrer mehr und ich will auch niemanden zu irgendetwas bekehren. Mein Gott ist mein Gewissen, dem muss ich folgen. Es geht um nichts anderes als darum, ein guter Mensch zu werden und jeden Morgen zufrieden in den Spiegel blicken zu können.

Das klingt nach den alten Hippie-Idealen von „love, spirit & peace“…

Ich habe kein Problem damit, wenn man mich als Hippie bezeichnet. Ich bin einer der letzten „Regenbogenkrieger“, ich lebe in meiner eigenen Traumwelt, ich bin optimistisch, was die Zukunft der Welt betrifft, ohne dabei unkritisch zu sein. Dafür steht in meinen Augen der Begriff „Hippietum“.

Seit dem Erfolg ihres Comebackalbums „Supematural“ erreichen Sie endlich auch junge Menschen, während Sie bis vor kurzem noch als Hippie-Relikt belächelt wurden. Sehen Sie das ähnlich? Ich habe nie in solchen Kategorien gedacht. Auch wenn es banal klingen mag: Ich habe all die Jahrzehnte über Musik gemacht, weil ich gehofft habe, damit die Herzen der Menschen zu erfüllen, ihre Seelen zu wärmen – egal, wie alt sie sind. Ich wollte mit „Supernatural“ eine Platte machen, die warmherzig, spirituell und optimistisch klingt. Damit steht das Album in der Tradition all meiner Platten, (mfg)