Die Krupps


Da läßt sich dieser Kerl eine halbe Flasche Jack Daniels durch den Kopf gehen, spült die Ladung mit ein paar Bier runter und braust ab in Richtung Sacramento, wo ihn glatt die Bullen anhalten. „Ein Wahnsinn“, erinnert sich Krupps-Frontmann Jürgen Engler an seinen Ex-Drummer Darren Minter: „Fährt im Vollrausch, obwohl er von der Polizei gesucht wird.“ 800 Dollar Kaution trennen Minter von der Freiheit und seiner Band, die stahlhart bleibt: „Wir haben keinen Bock, ihn da rauszuholen.“ Engler, der 1.89-Meter-Riese, hat kein Herz für Alkis. „Kein Alkohol, keine Zigaretten, keine Drogen“, erzählt Mr. Wellness und nippt versonnen an seinem Styropor-Becher, als halte er den Kelch der Weisen. „In den Siebzigern und Achtzigern hieß die Devise ‚alles antesten‘. Jetzt kommt es wieder mehr auf die inneren Werte an. Das ist Hardcore.“ Engler wird richtig gesprächig, als wir mit dem Auto durch die Hügellandschaft südlich von Austin, Texas, rollen. Von Arroganz keine Spur: „Das ist ein Vorurteil, das man in Deutschland über mich verbreitet hat.“ Doch Deutschland ist weit weg. Zum Glück. Nachdem Engler der Texanerin Kim das Jawort gegeben hat, hält ihn noch weniger im Land der „Schubladen und Schranken. Dort versucht man immer, die Krupps zu etikettieren: ‚Ist das Industrial, ist das Techno oder Metal?‘ Hier stehen wir einfach unter ‚Alternative Rock‘ im Regal. Die Zeit der Abgrenzungen ist vorbei, heute geht es darum, verschiedene Stile zu kombinieren. Etwas Neues kann man ohnehin nicht mehr erfinden.“