Die Mischung macht s. Primal Scream brillieren mit fulminantem Stilmix.


„Hinter jedem großartigen Song steckt eine großartige Pille – das sagen zumindest die Leute“, ärgert sich Frontmann Bobby Gillespie über den Ruf seiner Band, bei einer Kollision von Ecstasy und Indie entstanden zu sein. „Screamadelica“ hieß 1991 ihr erstes Album und machte Primal Scream zum Flaggschiff des Rave. Der Song „Higher Than The Sun“ wurde von der Presse als „Anarchy In The U.K.“ für die 90er bejubelt. Daß das Quintett aus Manchester nun alles andere war als die neuen Sex Pistols, das bewies es gleich auf der anschließenden Tournee – wo die Primals ihre Musik als eine elektrisch-energetische Mischung aus Sly & The Family Stone und den legendären MC5 darboten. Den Soundtrack zu dem untergrundigen Kultstreifen „Trainspotting“ dagegen bereicherten sie mit dem gleichnamigen, genialischen, akustischen Technotrack. Dann das Album „Give Out But Don’t Give Up“ – purer, pulsierender Rhythm’n’Blues in bester Stones-Manier. Den neuen, dub-orientierten Longplayer „Vanishing Point“ begreift Bandboss Bobby Gillespie dagegen „als eine Art Sam Pekinpah-Film: Bilder in Zeitlupe mit viel Ballerei“. Das Album nimmt Bezug auf Einflüsse jeder Art. So klingt der Opener, als wäre Syd Barrett aus seiner Umnachtung erwacht, um sich wieder aktiv in die Psychedelia-Szene einzuklinken. Primal Scream schlucken alle Stile, um sie mit kreativer Wut wieder auszuspucken. Und solche Leute-auf der ME-CD mit „Stuka“ vertreten- brauchen keine Pillen.