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DIKKA erklärt: Wie bringt man seinen Kindern Rapmusik näher?


Viele Eltern glauben einen musikpädagogischen Auftrag zu haben. Irgendwann möchten sie dem Nachwuchs die Musik der eigenen Jugend vorspielen und damit ein verbindendes Element schaffen. Wenn das Kind genauso Metal hört wie Mama oder mit Papa Beats pumpt, sind die Bemühungen an ihrem Ziel. Doch wie kann frühkindliche Überzeugungsarbeit in Sachen Musikgeschmack aussehen? Vorschläge am Beispiel HipHop.

Eine Warnung vorweg: Wenn wir hier von Rapmusik sprechen, geht es nicht darum, Kilos zu verschieben oder flüchtige Liebesbeziehungen mit den Müttern des Freundeskreises einzugehen. Ganz im Gegenteil: Es gibt inzwischen ein reichhaltiges Angebot an Rapmusik für kleine Hörer*innen – von Bürger Lars Dietrich über Deine Freunde bis zum Nashorn DIKKA. Unter dem Kostüm des grauen Dickhäuters steckt Sera Finale, ein ziemlich erfolgreicher Songwriter, der schon mit Udo Lindenberg, Helene Fischer und Adel Tawil zusammenarbeitete und als Co-Autor Songs wie „Je Ne Parle Pas Français“ von Namika und „Astronaut“ von Sido und Andreas Bourani geschrieben hat. Weil er selbst drei Töchter hat und seine Kindermusik sehr hörbar ist, baten wir ihn um Tipps in Sachen Sprechgesang-Vermittlung für Kinder.

Zuckerblitz Band: „Vielleicht sind wir die Band, mit der Kinder das erste Mal gegen ihre Eltern rebellieren“

DIKKA-Tipp 1: Lernt die Schönheit der Sprache kennen

„Ein zentrales, aber nicht exklusives Element des Raps ist das Spielen mit der Sprache. Ich habe zum Beispiel meinen Kindern Paul Maar, Michael Ende oder Erich Kästner vorgelesen. Auch Heinz Ehrhardt oder Loriot schauen wir immer gerne, genau wie den ersten Otto-Film. Als Kind waren diese Geschichten und Filme für mich ein Augenöffner. Zum ersten Mal habe ich erlebt, was man mit Sprache alles erschaffen kann. Und wenn das Sams fragt, ob es auch einen Mamagei gibt, muss ich bis heute schmunzeln. Letztendlich haben mich genau diese Sprachspielereien zum Rap gebracht. Hier konnte ich mich am kreativsten ausdrücken.“

DIKKA – „Kann ich allein“

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DIKKA-Tipp 2: Kinder lieben Reime!

„Im Prinzip besteht Rapmusik aus Reimen und Rhythmus. Beides lieben Kinder. „Ich und Du, Müllers Kuh, Müllers Esel, der bist Du“ – solche Abzählreime kann man super rappen. Spätestens im Kindergarten kommen die ersten Punch-Lines dazu: „Sag mal Klettergerüst, du hast ne nackte Frau geküsst“ oder „Fang mich doch, du Eierloch“. Fast könnte man sagen, dass Rapmusik uns in die Wiege gelegt wird. Irgendwann kann man sich seine eigenen Reime ausdenken und dann melodisch aufsagen oder vorsingen. Keine falsche Scheu dabei: Jeder kann seinen ganz eigenen Stil finden. Unter den erfolgreichen, deutschen Rappern gibt es Künstler, die sehr schnell rappen oder besonders viele Reime aneinanderreihen. Für die nötige musikalische Untermalung kann man am Anfang einfach auf den Boden trommeln oder sich ein passendes Instrumental, also bekannte Songs ohne Gesang, suchen.“

DIKKA – „Rolle durch den Kiez“

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DIKKA-Tipp 3: Hört viel Musik

„Ich liebe Musik in all ihren Facetten. Deshalb möchte ich auch meinen Kindern die ganze Bandbreite zeigen. Zuhause hören wir deshalb Klassik, Jazz, Beatles und Co., Indie-Rock und klassische Kindermusik – Hauptsache, die Qualität stimmt und die Musik ist mit Leidenschaft gemacht. Dass auch Rap dabei ist, ist nur konsequent. Immerhin hat sich der Musikstil – seit den ersten Schritten in den 70er- und 80er-Jahren – zu einer der größten Jugendkulturen überhaupt (weiter-)entwickelt. Das Schöne an dem gemeinsamen Musikentdecken: Kinder sind noch neugierig und nicht so festgefahren wie wir Erwachsenen. Deshalb macht es mir auch so viel Spaß, Musik für Kinder zu machen.“

5 Kindermusiker*innen, die Eltern nicht nerven

DIKKA ­– „Superpapa feat. Siggi“

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DIKKA-Tipp 4: Nehmt die Kinder ernst!

„Es ist nicht mehr zeitgemäß, die Kinder mit Schnappi und Co. zu nerven. Sie haben Kindermusik verdient, die sie als Hörer ernst nimmt. Zum Glück hat sich auf diesem Gebiet viel getan. Und weil es nun mehr Angebote gibt, sollten Eltern bei der Auswahl der Kindermusik ihrem Nachwuchs einfach mehr zutrauen als das, was im Morgenkreis und beim Kinderturnen läuft.

Auch mir war beim Songschreiben dieses „Ernstnehmen“ ein großes Anliegen. Deshalb habe ich nicht nur Songs wie „Ich geh nicht ins Bett“ oder „KAKKA“ auf dem Album, sondern stelle auch die Frage, warum Jungs blau und Mädchen rosa tragen sollen. Grau wäre doch eine viel bessere Lieblingsfarbe. Dieser Anspruch gilt übrigens nicht nur textlich, sondern auch musikalisch. Auch der musikalische Rahmen sollte schön und vielfältig sein, nicht einfach nur nach platter Kinderdisco oder Akustik-Gitarre klingen.“

DIKKA – „KAKKA“

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Was wurde eigentlich aus… Schnappi, dem kleinen Krokodil?

DIKKA-Tipp 5: Bewegt euch zur Musik

„Zu guter Musik muss man sich einfach bewegen. Unseren Kindern müssen wir diesen Ratschlag kaum geben. Sie konsumieren von sich aus Musik viel aktiver und leidenschaftlicher als wir Großen. Meine drei Töchter tanzen quasi täglich durch die Wohnung. Das ist einerseits toll, anderseits erhöht es auch den eigenen Anspruch. Schon meine Jüngste sagt sofort, wenn sie Musik langweilig findet und schaltet ab. Solche Momente wollte ich mit meiner Musik unbedingt verhindern. Deshalb kann man zu jedem Song auf „Oh Yeah“ den Ranzen schütteln. Nur das letzte Lied „Bis zum Mond“ ist eine ruhige Kuschelnummer, nach der alle selig und müde ins Bett gehen können.“

DIKKA feat. LEA – „Bis zum Mond“

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DIKKA-Tipp 6: Probiert die HipHop–Kultur in allen Facetten aus

„Die HipHop-Kultur ist ein großer Spielplatz für Kreativität und mehr als nur Sprechgesang. Zu ihr gehören auch Breakdance, Graffiti und Beatboxen. All diese Ausdrucksformen eignen sich ganz wunderbar für Kinder. Für sie braucht man nur den eigenen Körper, die eigene Stimme, die eigene Phantasie und kann trotzdem etwas ganz Neues und Eigenes erschaffen. Du kannst eigene Reime schreiben, deinen eigenen Rap-Stil entwickeln, dir einen Tanz ausdenken und dich wie ein Roboter zur Musik bewegen. Du kannst eigene Bilder malen und mit deinem Namen versehen. Im besten Fall bekommst du für jeden Ausdruck Respekt, für jeden Fortschritt Anerkennung. Gleichzeitig gibt es einen fairen Wettbewerb und einen inspirierenden Austausch – jedenfalls, wenn man den ursprünglichen Werten der Kultur folgt. Natürlich verstehe ich auch Eltern, die einen großen Bogen um Rap machen, weil dort „auch“ Sexismus, Drogen oder Gewalt verherrlicht werden. Aber diese Art von Rap gehört auch nicht in Kinderhände.“

DIKKAs Album OH YEAH! ist am 22. Januar 2021 erschienen.

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